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Brandenburg: Berliner Kinder von Zug überrollt

Ein tragisches Unglück hat sich am Dienstag in Brandenburg ereignet: Zwei 13-Jährige aus Berlin sind in Groß Köris von einem Güterzug überrollt und getötet worden. Sie wollten offenbar eine Abkürzung über die Gleise nehmen.

Die beiden 13-jährigen Heimkinder Patrick F. und Geronimo I. wollten vor dem Unfall am Dienstagabend eigentlich nur noch einmal kurz zum Penny-Markt:  Pfandflaschen abgeben und Kaugummis kaufen. Doch möglicherweise um eine Abkürzung zu nehmen, hatten sie gegen 19 Uhr versucht, kurz vor dem Bahnhof Groß Köris (Landkreis Dahme-Spreewald) die Gleise zu überqueren. Dabei erfasste sie ein herannahender Güterzug. Die Kinder wurden von dem Zug überrollt und waren sofort tot, hieß es bei der Polizei. "Die Jungen gingen entweder auf oder neben den Gleisen", sagte ein Polizeisprecher des Schutzbereiches Dahme-Spreewald.

Der Lokführer erlitt einen schweren Schock 

Die Ermittlungen der Polizei dauern dazu an. Da es "dunkel war und leichter Nieselregen fiel" sei die Sicht für den Lokführer beeinträchtigt gewesen. Die Ermittler haben "keinerlei Erkenntnisse, dass es sich um einen Suizid handeln könnte". Auch sollen die Jungen nicht alkoholisiert gewesen sein. "Es ist ein tragischer Unfall, davon können wir ausgehen", sagte der Polizeisprecher. Mit welcher Geschwindigkeit der Zugführer, der aus Richtung Berlin war und in Richtung Cottbus fuhr, unterwegs war, werde noch ermittelt. Der Lokführer habe nach dem Unfall einen schweren Schock erlitten. "Er wurde ärztlich behandelt und von Mitarbeitern der Bahn nach Hause begleitet", sagte der Polizeisprecher. Das betroffene Gleis war bis 22.45 Uhr gesperrt.

Die Jungen lebten in einem Brandenburger Kinderheim

Die beiden 13-jährigen Jungen waren Berliner und lebten im "Kinder- und Jugenddorf Rankenheim" in Groß Köris. Das Heim, das an den Zemminsee grenzt, ist eine "milieu-therapeutisch orientierte Einrichtung", wie die stellvertretende Leiterin Corinna Schulz sagt. Das bedeutet: Hier leben Kinder und Jugendliche, "die zumeist aus sozial-schwachen Familien kommen und wo es zuhause mit der Erziehung nicht klappt", erklärt sie. Das Heim beherberge derzeit 27 Kinder und Jugendliche - darunter auch Berliner, "weil wir genug Kapazitäten haben".  Mit den Minderjährigen werde auch heilpädagogisch gearbeitet, weil viele der Heimkinder auch körperliche Probleme haben und beispielsweise unter dem "Zappelphillip-Syndrom" (ADHS) litten.

Noch am späten Abend informierten Notfallseelsorger die Mütter der Jungen in Berlin

Geronimo I. soll erst seit einer Woche in der Einrichtung gelebt haben. Patrick F. sei bereits seit einem halben Jahr dort untergebracht. "Wir sind alle sehr in Trauer und tief bestürzt", sagt Corinna Schulz. Vor allem, weil die Kinder immer wieder von den Betreuern belehrt worden seien, dass sie nicht über die Bahnschienen gehen sollen. Die Kollegin, die am Abend des Unglücks Dienst hatte, mache sich dennoch große Vorwürfe, sagt die stellvertretende Heimleiterin. "Sie wird von ihrer Familie betreut." Als die Pädagogen vom Tod der Kinder erfahren haben, seien zwei Betreuer sofort mit Notfallseelsorgern zu den Müttern der beiden 13-Jährigen nach Berlin gefahren, um sie persönlich zu informieren. "Die sind natürlich total zusammengebrochen und haben geweint", schildert Corinna Schulz. Den anderen Heimkinder hätten die Betreuer Mittwoch früh, kurz nach dem Wecken, erzählt, dass Patrick und Geronimo einen tödlichen Unfall hatten. "Die Kinder sind auch alle schockiert und haben geweint", sagt Schulz. Der Schulunterricht sei daher für sie ausgefallen. "Am Nachmittag wollen wir alle Kerzen aufstellen und der beiden Jungen gedenken." Eine der schlimmsten Aufgaben während seiner Berufszeit habe ihr Kollege gehabt, sagt Corinna Schulz. Nachdem er vom Tod der beiden informiert worden war, musste er  zur Kriminalpolizei nach Königs-Wusterhausen fahren und die Leichen identifizieren.

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