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Update

Defekte Thermen: Zweimal strömte Gas in Steglitz aus: Drei Kinder und drei Erwachsene in Klinik

Gleich zwei defekte Gasthermen in Steglitz hätten fast zu einer Katastrophe geführt: Wegen Verdachts auf Kohlenmonoxidvergiftung mussten einmal zwei Jungen und in einem anderen Fall eine vierköpfige Familie in eine Klinik gebracht werden.

Zunächst strömte am Mittwochabend in einer Wohnung am Steglitzer Damm offenbar Gas aus einer Therme: Die Mutter zweier drei und sechs Jahre alten Jungen rief um 20.30 Uhr die Feuerwehr zu ihrer Wohnung. Zuvor war ihren beiden Söhnen, die in der Badewanne saßen, schwindelig geworden. Rettungskräfte brachten die Kinder mit dem Verdacht auf eine Kohlenmonoxidvergiftung zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Die 35-jährige Mutter blieb unverletzt. Die Therme wurde bis auf Weiteres gesperrt. Ein Mieter des Hauses am Steglitzer Damm berichtet, dass die Bewohner zunächst in Sorge gewesen seien, dass es womöglich noch zu einer Explosion kommt. "Doch die Feuerwehrleute haben uns beruhigt. Eine Explosionsgefahr bestand nicht", sagt er. Die Feuerwehr habe zudem noch am Abend alle anderen Wohnungen kontrolliert. Eine zuständige Hausverwalterin sagte, sie werde den Vorfall nun prüfen - Wartungen seien ihrer Kenntnis nach aber regelmäßig gemacht worden.

In der Nacht zu Donnerstag folgte dann der nächste Fall: Diesmal war es eine offenbar schadhafte Gastherme in der Forststraße in Steglitz , die zur Folge hatte, dass eine vierköpfige Familie in eine Klinik gebracht werden musste. Die 36-jährige Mieterin der Erdgeschosswohnung in der Forststraße wollte gegen 2.45 Uhr nach ihrem weinenden Sohn sehen. Als sie zu ihm ging, knickten ihr die Beine weg. Der Zweijährige übergab sich kurz darauf, die 62 und 66 Jahre alten Großeltern klagten über Übelkeit, Brechreiz und Schwindelgefühle. Einsatzkräfte der Feuerwehr stellten fest, dass die Gastherme offenbar defekt war. Die Gasag legte die Gastherme still und sperrte den Gashauptanschluss des Hauses. Die 62-Jährige, ihr Enkel und ihre Tochter werden stationär in einem Krankenhaus behandelt. Polizeibeamte fertigten eine Strafanzeige wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung.

Dass sich beide Vorfälle im Ortsteil Steglitz ereigneten, hält der Sprecher der Schornsteinfeger-Innung, Henry Laubenstein, "für einen Zufall". Allerdings vermutet er, dass wahrscheinlich das Wetter, also die extreme Hitze der vergangenen Tage, mit ursächlich sein könnte. Allerdings nur, wenn auch ein bestimmter Sensor an der Gastherme nicht richtig funktioniert. Laubenstein erklärt das so: In jeder Gastherme gibt es einen so genannten Abgaswächter, also einen Sensor, der am Abgasweg im Strömungsschacht sitzt. Im Normalfall meldet dieser Sensor, wenn länger als zwei Minuten Gas ausströmt. "Wenn dieser Abgaswächter aber nicht anschlägt, dann kann es Probleme geben, weil das Gas dann ungehindert ausströmen kann", sagt Laubenstein. Und hier spiele die derzeitige Hitze eine entscheidende Rolle: Denn dadurch, dass es draußen wärmer ist als drinnen, "entsteht kein Auftrieb mehr im Schornstein, sondern ein Rückstrom", schildert der Sprecher, "der Schornstein zieht nicht richtig". Wenn nun ein nicht funktionierender Abgaswächter dazu kommt, könne das ausströmende Gas schlimme Folgen haben.

Laubenstein weist darauf hin, dass die regelmäßige Wartung der Thermen entscheidend sei, um solche Fehler rechtzeitig zu bemerken.

Auch Carsten Döring von der zuständigen Netzgesellschaft NBB bestätigte, dass es sich in beiden Fällen offenbar um ein "Abgasführungsproblem" handelt. Die Inversionswetterlage, also die ungünstigen Luftdruckverhältnisse, trügen dazu bei, dass es keinen vernünftigen Auftrieb im Schornstein gebe. "Dazu muss aber auf jeden Fall noch ein technischer Defekt der Thermen in beiden Fällen gekommen sein", sagt er. Der Abgassensor verhindere normalerweise, dass über längere Zeit Gas ausströmt, "es schließt dann eine Klappe und die Abgase können nicht in den Raum gelangen".

Die Ermittlungen zu den genauen Ursachen führt jedoch die Polizei. Verantwortlich für die Gasheizung in den Mietwohnungen sind die Eigentümer oder Vermieter. Im Regelfall sollten durch die Wartung einer Fachfirma einmal jährlich und der Kontrolle durch die Schornsteinfeger Probleme rechtzeitig entdeckt werden.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr starb eine sechsköpfige Familie in einem Mietshaus in der Puchanstraße in Köpenick an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Auch hier war Gas aus einer defekten Therme ausgeströmt. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Allerdings war in diesem Fall an der Therme manipuliert worden: Die Vormieter hatten einen Zugang eigenmächtig verstopft. Dies wurde möglicherweise der sechsköpfigen Familie, die nur wenige Wochen vor dem Unglück einzog, zum Verhängnis.

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