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Gegner von Neonazis und Anhänger der linken Szene demonstrieren auch am Sonnabend wieder in Marzahn.

© Stephanie Pilick/dpa

Update

Demonstrationen am Sonnabend: Rechtsextremisten ziehen durch Marzahn - mehrere Gegendemos

Linke Gruppen haben mehrere Kundgebungen gegen einen rechtsextremen Aufzug am Sonnabend in Marzahn angemeldet. Ab 11 Uhr wollen sie sich der "Bürgerbewegung" entgegenstellen.

"Naziaufmarsch verhindern" - unter dieser Parole haben linke Gruppen massive Proteste in Berlin angekündigt. Am Sonnabendmittag wollen rechte Gruppen unter dem Motto "Sicherheit statt Angst! Recht auf Zukunft! Mut zum Widerstand" vom U-Bahnhof Hellersdorf zum S-Bahnhof Marzahn ziehen. Entlang dieser mehrere Kilometer langen Wegstrecke sind mehrere Gegenkundgebungen von linken Gruppen und Parteien angemeldet worden. Eine linke Demo wurde abgesagt.

Dem Vernehmen nach ist das Hauptziel der linken Szene, den rechten Marsch zu blockieren, da würde eine eigene Demo kontraproduktiv sein. Mehrere Hundertschaften der Polizei werden im Einsatz sein, um beide Seiten zu trennen und das grundgesetzlich verankerte Demonstrationsrecht auch der rechten Demo durchzusetzen.

Autonome wollen blockieren

Die Polizei erwartet mehrere hundert Teilnehmer auf der rechten Demo, für die seit zwei Monaten mobilisiert wird. Möglicherweise werden es aber auch deutlich mehr Menschen. Zuletzt hatten die Sicherheitsbehörden bei der rechtsextremistischen Demo im Regierungsviertel völlig danebengelegen in ihrer Einschätzung. Statt der erwarteten "niedrigen dreistelligen Zahl" kamen 3000, darunter auch Russen.

Im Januar hatten 700 Russlanddeutsche vor dem Kanzleramt gegen Migranten und für die angeblich von "Südländern" entführte und vergewaltigte 13-jährigen Lisa demonstriert. Das Mädchen stammt aus Marzahn, deswegen wird erwartet, dass zahlreiche russischstämmige Menschen bei den Rechten mitlaufen werden. In Marzahn-Hellersdorf lebt eine große Zahl Russlanddeutscher. Organisiert wird die Demo von der „Bürgerbewegung Marzahn-Hellersdorf", die in den vergangenen zwei Jahren durch zahlreiche "Nein zum Heim"-Demos aufgefallen ist. Auch die NPD ruft über ihre Facebook-Seite zur Teilnahme am Sonnabend auf. Zudem ist bei der Polizei eine Kundgebung der rechten Szene in der Stendaler Straße angemeldet worden.

In einer linken Stellungnahme heißt es: "Seit der Sylvesternacht in Köln und dem Fall "Lisa" in Marzahn nutzen die Neonazis jede Gelegenheit um über die vermeintliche Bedrohung 'ihrer' Frauen und Kinder zu sprechen und den Mythos des gewalttätigen Fremden zu verbreiten." Die rechte Demo soll um 13 Uhr am U-Bahnhof Hellersdorf starten, dort sind drei Gegenkundgebungen angemeldet. Es wird erwartet, dass sich am Alice-Salomon-Platz die meisten Gegendemonstranten sammeln werden. "Keinen Meter den Brandstiftern", heißt es in einem linken Blockadeaufruf.

Gefälschte Sperrmüllaufrufe

Autonome Gruppen wollen gemeinsam anreisen, es wird für 11 Uhr zu Treffpunkten am Ostkreuz und am U-Bahnhof Frankfurter Allee mobilisiert. Wie oft bei linken Demos sind in den vergangenen Tagen gefälschte Aushänge zur Sperrmüllabholung aufgetaucht. Die BSR warnte gestern vor dieser Fälschung und bat, keinesfalls Sperrmüll an die Straße zu stellen. Mit diesem - jahrzehntelalten - Trick erhoffen sich Randalierer Material zum Barrikadenbau.

Am Freitagmorgen entdeckte währenddessen eine Anwohnerin rassistische Sprüche an einem Marzahner Baudenkmal - zweieinhalb Metern hoch waren die Farbschmierereien auf dem angeblich ersten befreiten Haus Berlins in der Landsberger Allee. Es wurde gegen Ausländer und die Antifa gehetzt. Genau vor dem Haus soll am Sonnabend eine der Gegenkundgebungen stattfinden - die Rechtsextremisten werden allerdings nicht daran vorbeiziehen.

Die Nacht zu Sonnabend jedoch verlief offenbar ohne besondere Zwischenfälle. Davon sei jedenfalls "nichts bekannt", sagte eine Polizeisprecherin am Morgen.

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