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Der verurteilte Cannabis-Züchter zeigte sich von seiner unbelehrbaren Seite.

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Drogen-Züchter vor Gericht: Cannabis-Plantage als Sparbuch für die Ex

Im Juli 2012 war ein 57-jähriger Cannabis-Züchter zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Kurz bevor er die Haftstrafe antreten musste, baute er mit seiner Ex-Lebensgefährtin eine neue Plantage auf. Jetzt stehen beide vor Gericht.

Der verurteilte Cannabis-Züchter zeigte sich von seiner unbelehrbaren Seite: Kurz vor Antritt seiner Gefängnisstrafe baute Uwe J. eine neue Plantage auf. Diesmal in der Wilmerdorfer Wohnung seiner Ex-Lebensgefährtin. Und Sandra G. machte tüchtig mit. Die 58 und 52 Jahre alten Cannabis-Züchter sitzen nun gemeinsam vor Gericht. „Es war zur finanziellen Absicherung von Sandra, sozusagen als ein Sparbuch gedacht“, sagte der Mann.

Einst betrieben Uwe J. und Sandra G. ein Musikcafé. Seit 40 Jahren kennen sie sich, für zwölf Jahre waren sie auch Lebenspartner. Ein mehr als freundschaftliches Verhältnis sei geblieben. „Fast wie Bruder und Schwester“, so der Mann. Er habe sich weiter um die Frau gesorgt. Angeblich führte ihn das zurück in Kriminalität.

Eine Geschichte um eine selbstlose Hilfe präsentierte der Angeklagte. Er war im Juli 2012 zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Eine Cannabis-Plantage in seinem Haus war der Hintergrund. Im November 2013 wurde das Urteil rechtskräftig. Er musste sich auf eine Ladung zum Strafantritt einstellen. „Sandra hatte damit noch mehr Probleme, ihre Zukunftsängste schienen sich dadurch zu verstärken“, erklärte der Mann.

250 bis 300 Pflanzen

Die Frau ist gelernte Immobilienkauffrau. Sie soll sich zuletzt mit einem Minijob in einem Büro über Wasser gehalten haben. Vorstrafen hat sie nicht und keine bekannte Nähe zu Rauschgift. „Wir habe den Entschluss gemeinsam gefasst“, gab sie nun zu. „Ich habe mich mit 1000 Euro an der Finanzierung beteiligt.“ Sie könne heute keine vernünftigen Gründe dafür nennen. „Ich bin erschrocken, mit 52 Jahren erstmals straffällig geworden zu sein“, erklärte die blonde, unauffällig wirkende Frau über ihren Anwalt.

Die Polizei war möglicherweise nicht gründlich genug, als die Cannabis-Plantage im Haus von J. entdeckt wurde. Nach seiner Version jedenfalls waren etliche Geräte wie Entfeuchter und Lampen noch vorhanden. Er habe sich nicht getraut, die verdächtige Technik zu entsorgen. Er habe sie gut verstaut und nicht mehr verwenden wollen. Mit der Rechtskraft des Urteils habe sich die Lage geändert.

Er hatte jedoch nicht mit der Aufmerksamkeit von Ermittlern gerechnet. Als J. Anfang November vor einem als zwielichtig geltenden Shop 40 Säcke mit einer Spezialerde auflud, hefteten sich Beamte an seine Fersen. Er führte sie direkt zum Haus seiner Komplizin. Rund zwei Monate später hatten sie gerade die erste Ernte verstaut, als die Polizei kam.

Rund 20 Kilogramm Blütenstände und 9,5 Kilogramm Cannabiskraut wurden sichergestellt. Ein Ertrag, der von 250 bis 300 Pflanzen stammte, die Sandra G. gehegt und gepflegt hatte. Über einen Verkauf habe es noch keine Vorstellung gegeben, so der Mann. Der Strom für die professionelle Anlage war geklaut. „Die Manipulation des Stromzählers erfolgte mit meiner Zustimmung“, gestand die Frau. Eine Stromrechnung in Höhe von 6400 Euro habe sie bereits anerkannt. Der Prozess geht Freitag weiter.

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