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Ungebremst aufgefahren: Der bei dem Unfall zerstörter Kleintransporter stammte aus Bulgarien.

© ABIX

Update

Eine Woche nach Unfall mit sechs Toten auf Berliner Ring: Unfallfahrer zurück in Bulgarien

Der Fahrer des Unglückstransporters ist zurück in Bulgarien. Bei der Kriminalpolizei verzichtete er auf eine Aussage. Er saß letzten Freitag am Steuer eines Kleintransporters, in dem sechs Menschen bei einem Verkehrsunfall auf dem Berliner Ring starben.

Am Montag hatte es noch geheißen, dass der Gesundheitszustand des 27-jährigen Unfallfahrers so schlecht sei, dass er nicht vernommen werden könne. Am Freitag teilte die Polizei Brandenburg mit, dass der Mann bereits vernommen worden sei. Kooperativ war er allerdings nicht. "Er machte von seinem Recht Gebrauch und verzichtete auf eine Aussage zum Unfall", sagte eine Sprecherin. Er habe lediglich seine Personalien angegeben. Anschließend sei er nach Bulgarien ausgereist. Gegen den Mann wird wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.

Der andere Überlebende des Unfalls liegt hingegen weiter im künstlichen Koma. Die Hintergründe des Unfalls sind auch eine Woche danach weiter unklar. Der Unfallwagen soll nun begutachtet werden - unter anderem soll die Frage geklärt werden, ob die sechs Todesopfer angeschnallt waren. Mit einem Ergebnis sei aber erst in den kommenden Wochen zu rechnen, hieß es bei der Polizei.

Kleintransporter fuhr auf Stauende auf

Bei dem schweren Verkehrsunfall auf dem nördlichen Berliner Ring waren am vergangenen Freitagnachmittag sechs Menschen ums Leben gekommen - drei Frauen und drei Männer, alle aus Bulgarien. Am Dreieck Barnim war um 15 Uhr ein Kleintransporter ungebremst auf einen haltenden Sattelzug aufgefahren.

Zwei Reisende überlebten: Der 27-jährige Fahrer des Kleintransporters und ein weiterer Mann. Nach Angaben der Polizei Frankfurt/Oder wurde der Fahrer schwer verletzt in einer Spezialklinik gebracht. Der andere Überlebende schwebte nach dem Unfall in Lebensgefahr.

In den Trümmern starb auch ein 15-jähriges Mädchen

Der mit acht Personen besetzte Kleintransporter war auf der A10 von der Anschlussstelle Berlin-Hohenschönhausen in Fahrtrichtung Hamburg unterwegs. Der Zustand des Unfallwagens ließ darauf schließen, dass dieser mit hoher Geschwindigkeit in den Sattelschlepper knallte: Er wurde bei dem Unfall zur Hälfte zerstört.

Unter den Toten sind ein 15-jähriges Mädchen, zwei Frauen im Alter von 30 und 61 Jahren sowie drei Männer im Alter zwischen 18 und 36 Jahren. Die Toten sind mittlerweile eindeutig identifiziert, die Angehörigen wurden verständigt.

Der Sattelschlepper aus dem Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt hatte wegen eines Staus auf der Autobahn halten müssen. Offenbar war der Fahrer des Kleintransporters zu spät darauf aufmerksam geworden, sodass er mit vollem Tempo auf den Lastwagen auffuhr. Der Fahrer soll im letzten Moment versucht haben, dass Steuer noch herumzureißen, konnte die Kollision aber nicht mehr verhindern. Der Lkw-Fahrer blieb unverletzt.

Zwei Schwerverletzte bei Folgeunfall

Der Stau selbst wurde nach ersten Erkenntnissen durch ein defektes Fahrzeug ausgelöst, das rund 2,5 Kilometer vor der Unfallstelle nicht mehr weiterfahren konnte. Zur Unfallbergung musste der östliche Berliner Ring zwischen dem Dreieck Barnim und der Anschlussstelle Hohenschönhausen nach Angaben der Polizeidirektion Ost Brandenburg vorübergehend vollständig gesperrt werden.

Nichts geht mehr. Wegen des Unfalls am Freitagnachmittag kam der Verkehr auf dem nördlichen Berliner Ring völllig zum Erliegen.
Nichts geht mehr. Wegen des Unfalls am Freitagnachmittag kam der Verkehr auf dem nördlichen Berliner Ring völllig zum Erliegen.

© Jörg Carstensen / dpa

Autofahrer gelangten ab der Ausfahrt Marzahn über Altlandsberg bis nach Bernau und dort auf die A 11 oder zurück auf die A 10 in Richtung Dreieck Pankow.

Es bildete sich ein langer Stau, an dessen Ende sich erneut ein Unfall mit vier Autos ereignete. Dabei gab es zwei weitere Schwerverletzte. Erst gegen 21.30 Uhr am Freitagabend wurde die Unfallstelle wieder freigegeben. Die Kriminalpolizei Bernau führt die Ermittlungen.

Ministerpräsident Dietmar Woidke zeigt sich erschüttert

"Ich bin erschüttert. Mein Mitgefühl gehört den Hinterbliebenen der Opfer, meine Anteilnahme den Verletzten", erklärte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Das Innenministerium in Potsdam wollte sich noch am Freitag mit der bulgarischen Botschaft in Verbindung setzen, um sie über das Unglück zu informieren.

Den letzten schweren Unfall auf dem Berliner Ring gab es im September 2010, als ein polnischer Reisebus am Dreieck Schönefeld gegen einen Autobahnpfeiler geprallt war. Damals starben  14 Menschen. Der Busfahrer war damals einer Pkw-Fahrerin ausgewichen.

Die meisten Unfälle im Brandenburger Autobahnnetz passieren auf der A 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder), wo es häufig zu Staus kommt. Vor allem an Baustellen ereignen sich hier immer wieder schwere Unglücke. (mit dpa)

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