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Einsatz mit Spürhunden: Polizeihunde finden möglichen Fluchtweg der Rocker-Mörder

Die Polizei ist bei der Aufklärung des Mordes an dem Rocker Michael B. Mitte August in Wartenberg gestern Abend ein weiteres Stück vorangekommen. Durch den Einsatz spezieller Fährtenhunde gelang es, den Weg der Mörder nach der Tat zu ermitteln.

Die Hunde schnuppern auf der stockfinsteren und abgesperrten Autobahn keine fünf Sekunden. Dann sprinten sie los. Ihre Besitzerinnen halten sich krampfhaft an den Leinen fest und rennen hinterher, während die sie begleitenden Polizisten nur mit Mühe Anschluss halten können. Zum Glück kommt hinter dem Dreieck Schwanebeck, wo der nördliche und der östliche Berliner Autobahnring mit der Strecke nach Prenzlau und Stettin zusammentreffen, das erlösende Signal. „Das genügt. Hier ist der Wagen also nach Nordosten abgebogen“, ruft ein Polizist den Hundeführerinnen hinterher. Die Gordon-Setter, eine in Schottland gezüchtete Rasse mit ausgezeichnetem Geruchssinn, kehren ins Auto zurück. An der nächsten Ausfahrt müssen sie wieder ran, um erneut nach der Spur eines einzigen Autos zu suchen. Die Polizei will mit ihrer Hilfe der Aufklärung des Mordes an dem 33-jährigen Rocker Michael B. von Mitte August in Wartenberg ein weiteres Stück näher kommen. Dazu sollen insgesamt acht Hunde den Fluchtweg der Täter buchstäblich erschnüffeln.

Das Vorhaben erscheint dem Laien als schier unmöglich. Seit dem Mord auf offener Straße vor mehr als zwei Monaten sind zehntausende andere Autos vorbeigefahren. Es hat geregnet und gestürmt und seit einigen Tagen hängen kaum noch Blätter an den Bäumen. Dennoch sollen Hunde tatsächlich die Spur eines einzelnen Autos herausfinden können? Polizeisprecher Burkhardt Opitz schiebt alle Zweifel beiseite: „Das sind speziell trainierte Tiere aus Nordrhein-Westfalen, die solche kleinen Wunder tatsächlich schaffen.“ Da spiele die verstrichene Zeit oft keine große Rolle.

Vor dem „Fährtensprint“ auf der Autobahn schnüffelten die Hunde an sogenannten Spurenträgern, die die Polizei sowohl am Opfer als auch am möglichen Fluchtfahrzeug der Täter gewann. „Wir haben nach der Tat rund 1 000 Überprüfungen vorgenommen und dabei 600 Personen in Berlin kontrolliert“, sagt Polizeisprecher Opitz. Dabei sei man auch auf mehrere Fahrzeuge gestoßen. Die Kenntnis über den von den Tätern nach dem Mord eingeschlagenen Weg könnte ein wichtiges Detail bei der Aufklärung der Tat im Rockermilieu sein. Es gilt als weitgehend Sicher, dass Michael B. aus einem Auto heraus erschossen wurde.

Die Hunde haben die Polizei immerhin schon vom Tatort an der Ernst-Barlach-Straße über die Bundesstraße 158 bis zur Autobahnauffahrt geführt. Von dort muss der Fluchtwagen auf der A 10 und weiter auf der A 11 in Richtung Eberswalde gefahren sein. In den nächsten Tagen soll auch der Zielort des Autos ermittelt werden.

Auf der Autobahn selbst kommt es gar nicht darauf an, auf welcher Fahrspur das gesuchte Auto unterwegs gewesen war. „Die Spuren verteilen sich überall und werden durch den Wind aber meistens an den Rand des Seitenstreifens geweht“, erklärt ein Polizist. „Deshalb rennen die Hunde auch schon mal ein Stück die Böschung an der Fahrbahnkante nach oben, obwohl dort garantiert kein gesuchtes Auto entlang fuhr“.

Schon gleich nach der Tat hatte die Polizei eine Auseinandersetzung im Rockermilieu vermutet. Der 33-Jährige wollte nach Angaben aus seinem Familienkreis die „Hells Angels“ schon längere Zeit verlassen. Möglicherweise haben die sich an dem abtrünnigen Mitglied rächen und ein Exempel statuiert. Vielleicht kommen die Täter aber auch aus verfeindeten Rocker-Gruppierungen.

In der nächsten Woche will die Polizei eine Belohnung für Hinweise auf die Täter aussetzen.

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