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Ermittlungen: Missbrauchsfall in Kita der evangelischen Kirche

Ein angehender Erzieher in einer Kindertagesstätte der evangelischen Landeskirche soll ihm anvertraute Kinder sexuell missbraucht haben. Die Polizei fand Bilder der Kinder auf seinem privaten Computer.

Am Freitagabend teilte die Kirche mit, dass die Polizei gegen den 29-Jährigen ermittle, der bisher in der Kita „Arche Noah“ in Königs Wusterhausen gearbeitet hat. Die Einrichtung in der südöstlich von Berlin gelegenen Kleinstadt gehört zum evangelischen Kirchenkreis Neukölln. Nach Tagesspiegel-Informationen hat der Mann die Kinder bei alltäglichen Situationen in der Kita fotografiert, beispielsweise beim Umziehen und beim Nacktbaden im Sommer. Es soll mindestens zwei besonders problematische Bilder geben, bei denen nicht eindeutig ist, ob sie einfach im Alltagsbetrieb der Kita aufgenommen worden sind oder ob sie gestellt wurden. „Völlig klar ist aber, dass diese Bilder ganz eindeutig nichts auf einem privaten Computer zu suchen haben“, sagte der Geschäftsführer der evangelischen Kitas des betroffenen Kirchenkreises, Olaf Petzold, dem Tagesspiegel. Für die evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist es der erste Fall, der während der laufenden Missbrauchsdebatten bekannt geworden ist. Am Mittwoch dieser Woche sei der Kita-Leiter von der Polizei als Zeuge befragt und mit der Information konfrontiert worden, dass der Beschuldigte auf seinem privaten Computer kinderpornografisches Material gespeichert habe. Daraufhin sei dem Mitarbeiter sofort Hausverbot erteilt und der Schlüssel zur Kita abgenommen worden. Ein Kündigungsverfahren laufe. Am Freitagnachmittag seien in einer Versammlung auch die Eltern der Kinder informiert worden. Man werde entsprechend den Leitlinien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Umgang mit Missbrauch durch Pfarrer oder Kirchenangestellte konsequent mit der Polizei kooperieren und versuchen, Eltern und Kinder so gut wie möglich zu unterstützen, sagte Petzold. So bemühe man sich für die kommende Woche um Fachleute von Opferhilfeverbänden, die die Eltern im Umgang mit ihren Kindern beraten sollen. „Die Eltern unterstützen unser Vorgehen und haben sich für die Offenheit bedankt“, sagte Petzold am Freitagabend. Da man selbst noch nicht allzu viel über die Vorwürfe wisse, habe man Akteneinsicht bei der Polizei beantragt. Die problematischen Bilder sollen aus dem Jahr 2007 stammen. Von Mai bis Juli jenes Jahres hatte der Beschuldigte ein Praktikum in der Kita absolviert. Seit September 2008 sei er berufsbegleitend zum Erzieher ausgebildet worden. Bereits vor der Ausbildung in der Kita war der Mann nach Auskunft der Kirche wegen anderer Taten verurteilt worden. Allerdings lägen die Delikte – Diebstahl und Körperverletzung – einige Jahre zurück und „sprachen nicht gegen eine Beschäftigung in der Kita“. Petzold erklärte: „Am Dienstag hätte ich noch gesagt, dass es die richtige Entscheidung war, ihn einzustellen.“ Der Betreuer habe als zuverlässig und beliebt gegolten. Nur wenige Stunden vor Bekanntwerden der Ermittlungen hatte der evangelische Landesbischof Markus Dröge am Freitag angekündigt, die Landeskirche wolle eine eigene Ansprechstelle für Opfer von sexuellem Missbrauch einrichten. Sie solle den Betroffenen ermöglichen, „schnell, wirksam und vertraulich Unterstützung zu bekommen“. Dröge sagte dies in seinem Eröffnungsvortrag, den er zu Beginn der zweitägigen Frühjahrssynode der evangelischen Landeskirche am Freitag hielt. Es ist die erste Tagung des Kirchenparlaments, an der der neue Bischof Dröge teilnimmt. Offizielles Schwerpunktthema ist die Einführung eines neuen Rechnungswesens im Haushalt.

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