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Der Pilot nimmt die riskante Landung offenbar gelassen. Dabei hatte er Befürchtungen, nicht mehr bis Tempelhof zu kommen.

© dpa

Update

Flugunfall: Pilot: "Ich hatte Befürchtungen, dass ich nicht bis Tempelhof komme"

Eine einmotorige Passagiermaschine ist am Samstagabend auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof notgelandet  - inmitten von Skatern, Fahrradfahrern und Spaziergängern. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Die Maschine des Herstellers Socata (Typ: „Tobago TB 10“) setzte gegen 18.30 Uhr auf der südlichen Landebahn auf. An Bord waren der 32-jährige Pilot und drei Passagiere aus Brandenburg, die für den 15-minütigen Rundflug ab und bis Tegel bezahlt hatten. Nach etwa zehn Minuten Flug habe der Motor über Neukölln sehr stark zu stottern begonnen, berichtete der Pilot am Abend kurz nach der Landung. Die Motorleistung sei sehr schnell völlig weg gewesen. Die Feuerwehr war nach der Alarmierung "Notlandung Passagiermaschine" mit einem Großaufgebot ausgerückt, musste aber nicht tätig werden.

Genau vor einer Woche, am Sonnabendnachmittag, war in Schönefeld ebenfalls nach einem Motorschaden der historische "Rosinenbomber" notgelandet. Die DC-3 wurde dabei stark beschädigt, die drei Besatzungsmitglieder und vier Passagiere verletzt.

Ex-Flughafen war einzige Freifläche in der Nähe

„Viel Zeit war nicht zum Überlegen“, berichtete Freizeitflieger Manuel R. gestern Abend, umringt von Parkbesuchern. Die einzige Freifläche in der Nähe sei der ehemalige Flughafen Tempelhof gewesen. Eine Landung auf der Wiese sei nicht möglich gewesen, da dort Menschen picknickten und grillten. Also segelte der Berliner aus 2000 Fuß, etwa 600 Meter Höhe, in geschätzten 1,5 Minuten auf  Tempelhof zu, als erstes Flugzeug nach der Schließung des Traditionsflughafen. Über Funk hatte  er dem zuständigen Tower in Schönefeld "Mayday, Mayday, Mayday, Motorschaden, lande in Tempelhof" gemeldet. Die Leute auf der Landebahn rannten zum Glück beiseite, sagte Manuel R. Dabei sei die Maschine nicht sehr laut, "wir hatten viel Glück".

"Ich hatte schon Befürchtungen, dass ich nicht mehr bis Tempelhof  komme", sagte der Softwareexperte später. Die Passagiere hörten den Funkverkehr mit, da sie  in der Viersitzigen Maschine ebenfalls Kopfhörer aufhatten.  „Wir haben nichts gemerkt“, berichteten die Passagiere, ein Ehepaar aus Brandenburg mit  Nachbarstochter Franziska. Erst durch den Funkverkehr wurden ihnen klar, dass ihr Rundflug außerplanmäßig zu Ende gehen wird. "Der Pilot war ganz ruhig geblieben", sagte Franziska. Nach dem Aussteigen aus der kleinen Maschine hätten Parkbesucher sie mit den Worten begrüßt: "Habt ihr ne Meise?" Dann aber sei jemand gekommen und hätte etwas zu trinken angeboten – zu offensichtlich stand den Passagieren der Schrecken im Gesicht. 

Nach Angaben von Pilot Manuel R. seien die Flüge vom Familientag der Bundeswehr organisiert gewesen, der am militärischen Teil des Flughafen Tegels stattfand. "Für mich war es der zehnte Flug am Sonnabend." Unklar blieb gestern, wie die Maschine Tempelhof wieder verlassen wird. Da es rechtlich kein Flughafen mehr ist, ist ein Start ohne Ausnahmegenehmigung nicht möglich "Hoffentlich müssen wir die Maschine nicht auf einen Lastwagen laden." Am Abend erschien der Chef des Tempelhofer Parks, Michael Krebs, und bot an, die Maschine in einen Hangar zu schleppen oder bis Montag einen Zaun drumherum zu stellen.  R., der gerade eine Ausbildung zum Berufspiloten absolviert, sagte, dass er die Maschine auch wieder wegfliegen würde.

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