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Peter John

© dpa

Friedrichshain: Auto des Bombenbauers gefunden

Mehr als 100 Friedrichshainer konnten die Nacht zu Sonnabend nicht in ihrer Wohnung verbringen – weil in der Revaler Straße der BMW des mutmaßlichen Bombenbauers Peter J. gefunden wurde. In dem Wagen entdeckte die Polizei einen verdächtigen Gegenstand.

Mehr als 100 Friedrichshainer konnten die Nacht zu Sonnabend nicht in ihrer Wohnung verbringen – weil in der Revaler Straße der BMW des mutmaßlichen Bombenbauers Peter J. gefunden wurde. Gegen 20.40 Uhr entdeckte eine Funkstreife den roten Wagen am Straßenrand. Da hinter der Windschutzscheibe ein verdächtiger Gegenstand mit Kabeln deponiert war, ging die Polizei auf Nummer sicher. Niemand durfte einen 50 Meter großen Sicherheitskreis betreten, zwei Hundertschaften klingelten an allen Wohnungen mehrerer Häuser in der Revaler Straße. Geräumt wurden auch die Clubs auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes auf der anderen Straßenseite, wo etwa 300 Jugendliche feierten. 40 Anwohner mussten in der Turnhalle einer nahe gelegenen Realschule übernachten, sie wurden vom DRK versorgt. 60 weitere Anwohner kamen bei Freunden unter. Erst nach 13 Stunden und dem Einsatz des Entschärfungsroboters gab es Entwarnung: In dem Auto lag keine dritte Bombe.

Wie berichtet, soll Peter J. am Dienstag seinem Schwager eine selbstgebaute Bombe aufs Auto gelegt haben – nichts passierte. Die zweite Bombe zerfetzte am gleichen Tag seiner zwölfjährigen Nichte Charlyn in Rudow den Arm. Das Mädchen liegt derzeit im künstlichen Koma, ihr Zustand hat sich etwas stabilisiert. Von Peter J. fehlt jede Spur. Mehrere Dutzend Beamte von Mordkommission und Zielfahndung sind auf ihn angesetzt.

„Ein brandgefährlicher Täter“, beschrieb Ingo Kexel, der Leiter der 2. Mordkommission, gestern den 32-jährigen. Gefährlich sei er vor allem, weil er wisse, dass er gejagt werde, und dadurch psychisch am Ende sei. An alle Streifenpolizisten erging die Warnung, J. nicht selbst festzunehmen, sondern Spezialkräfte zu alarmieren. Es sei möglich, dass er eine weitere Sprengfalle am Körper trage. Kexel sprach von „ausgefeilten Sprengbomben“. Der Haftbefehl gegen ihn lautet deshalb auf zweifachen versuchten Mord. Das Wissen zum Bombenbau soll sich J. im Internet angeeignet haben. Er habe zwar bei der Bundeswehr gedient, dort jedoch nicht in einer entsprechenden Einheit.

Der Berliner entziehe sich geschickt dem Zugriff. Wie berichtet, hat das Spe zial ein satzkommando bereits mehrere Wohnungen gestürmt, in denen J. vermutet wurde. Am Freitagabend durchsuchte das SEK ein Bordell in Spandau, in dem J. gesehen worden sein soll. Eine Falschmeldung, vermutlich nicht die letzte, wie es hieß. Mehrere Dutzend Mal ist J. der Polizei vorher bereits aufgefallen – und geübt im Entwischen und Verkleiden, hieß es. Er profitiere nun von seiner kriminellen Erfahrung.

Das Motiv der Taten ist nach wie vor unklar. Peter J. sei neidisch auf die Familie seiner Schwester – die jedoch keineswegs im Reichtum schwelgt. Sein Hass basiere auf Nichtigkeiten, hieß es. Die Zwölfjährige sei nicht „Zielperson Nummer 1“ gewesen, ihren Tod habe er dennoch in Kauf genommen. J. soll gewusst haben, dass das Mädchen gerne den Briefkasten leert. Die Familie wird intensiv von der Polizei bewacht – auch das Kind in der Klinik.

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