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© ddp

Friedrichshain: Ostkreuz: Bombenalarm im Berufsverkehr

UPDATE Eine 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Dienstagabend am Ostkreuz entschärft worden. Nach einer weiträumigen Absperrung konnten Anwohner gegen 19 Uhr in ihre Häuser zurückkehren.

Um 19 Uhr konnten alle wieder aufatmen: Die Entschärfer der Polizei, die den Zünder der Weltkriegsbombe erfolgreich abgesprengt und die entschärften 250 Kilogramm auf einen Lkw mit Fahrtziel Sprengplatz Grunewald verladen hatten. Die Anwohner, die zurück in ihre Wohnungen durften. Und die Autofahrer, die endlich wieder vorwärts kamen. Nur die S-Bahn brauchte noch einige Zeit, um ihre Züge wieder in den Fahrplan einzutakten. Stundenlang hatte der Bombenfund den Verkehr rund ums Ostkreuz weitgehend lahmgelegt. Straßen waren gesperrt, der S-Bahn-Verkehr auf dem Ring unterbrochen; auf den Ost-West- Strecken fuhren die Züge ohne Halt durch den Bahnhof, auf dem sonst täglich rund 100 000 Fahrgäste aus-, ein- oder umsteigen. Anwohner sollten in einer Schule Unterkunft finden.

Die Bombe soll deutscher Bauart sein, aber einen russischen Zünder haben. Vermutlich wurde sie von der Roten Armee während des Krieges erbeutet. Sie war gegen 11.30 Uhr bei Bauarbeiten in der Nähe des historischen Wasserturms am Ostkreuz entdeckt worden. Der Bahnhof wird derzeit komplett umgebaut. Der Fundort lag nahe der Ringbahn, weshalb der Verkehr dort eingestellt wurde. Zwischen Treptower Park und Frankfurter Allee fuhren keine Züge, zwischen Frankfurter Allee und Greifswalder Straße gab es Pendelverkehr. Einen Ersatzverkehr mit Bussen bot die Bahn nicht an; die Fahrgäste mussten selbst sehen, wie sie ihr Ziel erreichten. Auf dem gesamten Ring kam es zu erheblichen Verspätungen. Kurzzeitig war auch der Regionalverkehr eingestellt worden. Anschließend fuhren die Züge noch lange mit Verspätung.

Mehrere hundert Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen, auch das Büro einer Taxizentrale war betroffen

Die Polizei hatte den Fundort der Bombe in einem Radius von etwa 500 Metern absperren lassen. Mehrere hundert Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen, auch das Büro einer Taxizentrale war betroffen. Die Nachbarn sollten in der Emanuel-Lasker-Oberschule an der Modersohnstraße einquartiert werden. Der Hausmeister schickte einen Teil der Leute zunächst wieder weg, weil er von der Polizei nicht rechtzeitig informiert worden war. Die Polizei riet den Betroffenen, zu Verwandten oder Bekannten zu gehen.

Auf den Straßen rings ums Ostkreuz brach der Verkehr wegen der Sperrungen weitgehend zusammen. Es kam zu riesigen Staus, die sich im Berufsverkehr noch vergrößerten. Auch viele Fußgänger suchten mühsam nach passierbaren Wegen durch den Friedrichshainer Kiez. Bombenfunde haben schon häufig zu Chaos geführt. Zuletzt war im April 2009 der Bereich um die Museumsinsel betroffen. Gefunden worden war der Blindgänger auf der Baustelle für das neue Empfangsgebäude vor dem Neuen Museum. Dabei war auch das Haus von Bundeskanzlerin Angela Merkel geräumt worden. Im Oktober 2005 mussten rund 13 000 Bewohner am Tierpark in Friedrichsfelde ihre Wohnungen verlassen, weil bei Straßenbauarbeiten eine Bombe gefunden worden war. Auch dort war der Fundort in einem Radius von 500 Metern abgesperrt worden. Beim Entschärfen von Bomben ging bisher alles glatt. Dagegen war 1994 ebenfalls in Friedrichshain ein Blindgänger bei Erdarbeiten explodiert. Drei Bauleute starben. Nach Schätzungen könnten noch rund 3000 unentdeckte Bomben im Untergrund liegen.

Lange Staus gab es gestern es aber nicht nur rund ums Ostkreuz. Viel Geduld brauchten auch Autofahrer, die Berlin in Richtung Südwesten verlassen wollten: Am Vormittag hatte ein mit Sand beladener Sattelschlepper auf der A 115 die Leitplanke durchbrochen und war gegen mehrere Bäume geprallt. Der 60 Jahre alte Fahrer wurde durch die Frontscheibe geschleudert und schwer verletzt. Die Avus war in Richtung Magdeburg hinter der Anschlussstelle Hüttenweg zunächst voll gesperrt, später wurde eine Spur freigegeben. Es bildete sich ein mehrere Kilometer langer Stau. Auch auf den Umleitungsstrecken stockte der Verkehr. Die Bergung dauerte bis zum Nachmittag. 

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