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Gefängnisstrafe: Polizeirat auf Raubzug

Ein 44-jähriger pensionierter Polizist ist nach einem Überfall zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Als Begründung für seinen Wechsel ins kriminelle Milieu gab er an, eine "gewisse" Leere gefühlt zu haben.

Der Polizist arbeitete sich hoch. Er schaffte es bis zum Polizeirat. Da war er 41. Danach aber liefen die Dinge nicht mehr so, wie er sich das vorstellte. „Dienstlich legte man mir Steine in den Weg“, lamentierte er gestern vor dem Landgericht. Und seine Ehefrau habe ihn betrogen. Der Beamte wurde krank und nach langer psychologischer Behandlung in den Ruhestand geschickt – mit 42. Doch der gut versorgte Pensionär fühlte bald eine „gewisse Leere“ und wechselte ins kriminelle Milieu.

„Ich habe völlig den Faden verloren und die Tat begangen“, gestand der heute 44-jährige Thomas G. im Prozess um einen Raubüberfall. Es war 21.57 Uhr, als er am 24. November 2009 in der Uniform der Schutzpolizei einen Supermarkt in Wittenau betrat. Eine Jugendbande sei unterwegs, gaukelte er vor. „Ich will Sie warnen.“ Im Geschäft waren noch zwei Angestellte. Er lenkte sie ab. „Der Uniformierte legte uns Fotos vor“, erinnerte sich eine Verkäuferin. Kurz darauf zog er eine echt aussehende Waffe.

„Die Uniform hatte ich von einem Kollegen“, sagte der Angeklagte. Er habe an jenem Tag Kokain genommen. Es sei wieder so ein Tag gewesen, an dem er unzufrieden in seinem Reihenhaus saß. „Meine Verlobte war zur Arbeit, ich machte den Haushalt und fühlte mich unterfordert.“ Er sei mit der „vielen freien Zeit“ nicht zurechtgekommen.

Angeblich war es eine Spielzeugpistole, die er sich einsteckte. „Heute kann ich das alles nicht mehr verstehen“, sagte der Angeklagte. Er hielt die Waffe einer Verkäuferin vor den Bauch. Ihr Kollege musste sich auf den Boden legen. „Der Täter war die Ruhe selbst“, erinnerte sich die Frau. „Er wusste genau, was er tat.“ Sie hörte ein Klacken. „Es war ein Durchlade-Geräusch.“ Die Verkäuferin dachte an ihre kleine Tochter und fühlte sich, „als würde ich neben mir stehen“. Dann packte sie dem Uniformierten die Scheine in die Tasche. 1825 Euro waren es. Als er endlich aus dem Laden war, brach die 29-Jährige zusammen.

Thomas G. scheint im Gericht vor allem sich selbst zu bemitleiden: „Ich habe etwas Kriminelles gemacht, aber ich bin kein Krimineller.“ Der Beamte habe den Abstieg nicht verkraftet, argumentierte sein Verteidiger und forderte eine Bewährungsstrafe. Das Gericht ging zwar von verminderter Schuldfähigkeit wegen Drogenkonsums aus, verhängte aber Haft: dreieinhalb Jahre wegen räuberischer Erpressung, Missbrauchs einer Uniform und Amtsanmaßung. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, verliert G. seine Pensionsansprüche. Kerstin Gehrke

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