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Gewalt in der Bahn: Videofilme überführen immer öfter Schläger

Ein 14-Jähriger schlug am Kottbusser Tor unvermittelt auf einen Busfahrer ein. Er kam in Untersuchungshaft. Vor dem Moabiter Kriminalgericht hat am Freitag ein Prozess gegen zwei Schläger begonnen, die auf dem U-Bahnhof Blissestraße auf ihr Opfer losgegangen waren.

Ohne Videokameras wären auch diese beiden Schläger vermutlich nie gefasst worden: Yücel O. und Oliver R. hatten im Februar auf dem U-Bahnhof Blissestraße einen 19-Jährigen überfallen, immer wieder auf ihr Opfer eingeschlagen und eingetreten. Seit Freitag sitzen die 22 und 23 Jahre alten Männer im Kriminalgericht Moabit auf der Anklagebank. Angeblich können sie sich an das Geschehen nur schwach erinnern. Doch auch da konnte der Videofilm vom Bahnsteig weiterhelfen. "Als ich dann die Bilder gesehen habe, war ich schockiert", erklärte Schläger Ö. vor Gericht.

Der Schläger vom Kottbusser Tor sitzt in U-Haft

Wie schnell Videoaufzeichnungen zu einem Fahndungserfolg der Ermittler führen können, zeigt auch der jüngste Fall: Am Donnerstag fasste die Polizei, wie berichtet, zwei 14 und 16 Jahre alte Jugendliche. Der bereits als Intensivtäter wegen zahlreicher Gewalttaten bekannte 14-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Er soll in der Nacht zu Mittwoch einen 49-jährigen Busfahrer der Linie N8 in Kreuzberg unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Sein Komplize filmte die Tat derweil mit dem Handy. Er wurde nach der Vernehmung wieder entlassen, da er bislang "nicht nennenswert vorbelastet ist", sagte eine Justizsprecherin.

Die Gewalt hat eine "neue Qualität" erreicht

Nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz hat die Gewalt gegen BVG-Mitarbeiter "eine neue Qualität" erreicht – obwohl die
Zahl der schweren Übergriffe erneut gesunken sei. Im Jahr 2005 gab es noch 266 Übergriffe im gesamten öffentlichen Nahverkehr, im vorigen Jahr waren es insgesamt 138. Bis August dieses Jahres zählte das Unternehmen 87 Angriffe, davon waren allein 35 Busfahrer betroffen. "Doch mittlerweile werden die Fahrer nicht nur mit Fäusten, sondern teilweise auch mit Waffen attackiert", sagt Reetz. Zudem erfolgten die Angriffe – wie in diesem Fall – häufiger als früher "völlig unvermittelt, ohne dass es zuvor einen Wortwechsel oder ein Streitgespräch gab". Inzwischen sei ein Großteil der 1400 BVG-Busse mit Videokameras ausgerüstet.

Das Opfer kam von einer Party

An der Blissestraße erwischte es im Februar keinen Angestellten, sondern einen Fahrgast: Johannes H. kam gerade von einer Party, saß müde auf einer Bank. "Plötzlich wachte ich durch Schläge auf", sagte er im Zeugenstand. Der Azubi wurde noch getreten, als er bereits am Boden lag. Schließlich flüchten die Täter mit seiner Geldbörse. Die Angeklagten kamen in jener Nacht aus einer Diskothek. Sie seien stark angetrunken gewesen, erklärten beide. Zudem habe es in der Disco Streit mit anderen Jungs gegeben. Ö. will damals insgesamt "absolut unzufrieden" mit seinem Leben gewesen sein. "Wir waren in dieser dummen, alkoholisierten, aggressiven Grundstimmung." Warum sie plötzlich auf H. losgingen, konnten sie beim Prozessauftakt nicht schlüssig erklären." Geld aber war nicht unsere Absicht", versicherte Ö. Der Prozess wird kommenden Freitag fortgesetzt.

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