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Der Schneefall soll sich am Dienstagnachmittag noch verstärken.

© dpa

Glatteis in Berlin: Senat warnt vor Salz-Einsatz auf Gehwegen und Grundstücken

Berlins Innensenator Frank Henkel hat sich bei allen bedankt, die seit gestern Straßen und Gehwege gegen das Glatteis sichern. Zugleich appellierte er an alle Berliner, kranken und älteren Menschen zu helfen, die sich bei Eis und Schnee kaum mehr vor die Tür trauen.

17:06 Uhr: Kein Streusalz auf Gehwegen und Privatgrundstücken, warnt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Das wirksamste Mittel, um Schnee und Eis aufzutauen, ist auch das schädlichste für Bäume, Bewuchs und Erdreich. Über die Wurzeln nehmen die Pflanzen das Natriumchlorid auf und befördert es von dort in die Blätter, die sich dann verfärben und vorzeitig abfallen. Empfindliche Bäume können ganz absterben. Verboten ist die Verwendung von Auftaumitteln ohnehin - und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die sogar mit einem Bußgeld in Höhe von maximal 50.000 Euro geahndet werden kann. Dann doch lieber zu Splitt, Sand und Kies greifen!

15:28 Uhr: Seit 15 Uhr ist der Ausnahmezustand der Rettungsdienste beendet, erklärt die Berliner Feuerwehr. 850 Einsätze wurden bis dahin abgearbeitet. Vorsicht ist weiter geboten, heißt es weiter. Schon mittags gegen 12, 13 Uhr sei es deutlich ruhiger geworden, hieß es am Nachmittag in der Leitstelle.  Mit Chaos oder Katastrophe hat das Wort Ausnahmezustand übrigens nichts zu tun. Er ermöglicht der Feuerwehr, Einsätze anders zu priorisieren: So rücken weniger Fahrzeuge aus als üblich.

Zur Not können Verletzte auch mit Löschwagen oder Fahrzeugen mit Drehleitern ins Krankenhaus gefahren werden.  Spezialfahrzeuge werden außer Dienst genommen und mit dessen Personal weitere Rettungswagen besetzt. In der Silvesternacht wird der Ausnahmezustand  alljährlich geplant ausgerufen, weil klar ist, dass es viele Einsätze geben wird.  

15:21 Uhr: Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU)  hat sich am Dienstag bei allen Einsatzkräften bedankt, die "seit gestern an der Bewältigung der extremen Wetterlage mitwirken". Gleichzeitig appellierte er an die Bevölkerung, gerade ältere Menschen im Umfeld zu unterstützen. Henkel teilte weiter mit: „Ich danke allen Rettungs- und Sicherheitskräften, die derzeit ununterbrochen im Einsatz sind und seit gestern daran mitarbeiten, die extreme Glatteislage zu bewältigen. Die außergewöhnlich hohe Zahl der Einsätze verlangt vor allem der Berliner Feuerwehr sehr viel ab. Sie wird unterstützt von Hilfsorganisationen, die gestern zwölf zusätzliche Rettungstransportwagen bereitgestellt haben.

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Auch die Berliner Polizei hat Unterstützung für Menschen geleistet, die nach Glatteisunfällen verletzt wurden. Zudem waren über 200 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz. Die aktuelle Lage schränkt die Beweglichkeit vieler Menschen ein. In einer solchen Situation zeigt sich auch der soziale Zusammenhalt in einer Großstadt. Ich appelliere daher, dass sich jeder in seinem Umfeld umschaut, ob Menschen Hilfe benötigen. Gerade kranke oder ältere Menschen, die sich derzeit nicht auf die Straße trauen, können darauf angewiesen sein, dass sie jemand bei dringenden Erledigungen unterstützt.“

Feuerwehr spricht von leicht erhöhter Einsatzzahl

14:19 Uhr: Die Feuerwehr zählte bis 14 Uhr 766 Einsätze, die Leitstelle sprach von einem "leicht erhöhten Einsatzaufkommen. Zum Vergleich: Am Blitzeismontag waren es zu dieser Zeit etwa 1400 Einsätze. Schwere Unfälle waren nicht dabei. Besonders viele Menschen stürzten in den Innenstadtbezirken, sagte eine Sprecherin.

Meteorologe übt Kritik an Behörden

12:58 Uhr: Für den Diplom-Meteorologen Ben Wettervogel, bekannt als Wetterexperte des ZDF, ist es völlig unverständlich, dass Privatleute und öffentliche Einrichtungen von der Eisglätte am Montag überrascht worden sind. „Seit Sonntagnachmittag ist auf mehreren Sendern vor Eisregen und Blitzeis gewarnt worden“, sagte Wettervogel dem Tagesspiegel. Er hätte erwartet, dass angesichts der Prognosen Straßen und Gehwege viel früher gestreut werden, als es tatsächlich passiert sei. „Die Streu-Fahrzeuge der BSR hatte früher losfahren müssen. Wenn es solche Ankündigungen gibt, muss bei der Zuständigen Behörde eine erhöhte Alarmbereitschaft herrschen.“ Natürlich könne kein Meteorologe genau vorhersagen, wann und wo Blitzeis einsetze, aber man könne bereits präventiv Straßen und Gehwege mit Streugut absichern.

12:37 Uhr: „Wir bleiben konsequent im Einsatz, falls nötig rund um die Uhr“, versichert BSR-Sprecher Sebastian Harnisch. Laut Wetterbericht soll der Schneefall sich noch verstärken. Besondere Vorsicht sei auf Nebenstraßen geboten, weil die BSR dort nicht streuen darf.

Und was ist mit den Beschwerden über glatte Wege in der Stadt und den vielen Unfällen und  Verletzungen? Am häufigsten seien Berliner wohl auf Gehwege ausgerutscht und zu Schaden gekommen, heißt es bei der BSR. „Und für den Winterdienst auf Gehwegen sind nicht wir, sondern die Anlieger zuständig“, sagt Harnisch.

2100 BSR-Beschäftigte im Einsatz

12:02 Uhr: „Vollkommenen Unsinn“ nannte eine Sprecherin der Berliner Stadtreinigung Vorwürfe von Wetterdiensten, der Winter überfordere die BSR  – und gab den schwarzen Peter zurück: „Die Wetterdienste hatten gestern Eis und Schneefall für einen sehr viel späteren Zeitpunkt vorausgesagt“. Die Frauen und Männer in Orange seien allerdings bereits seit 5 Uhr in der Frühe auf den Straßen Berlins unterwegs gewesen. Inzwischen sind in drei Schichten 2100 Beschäftigten und 480 Fahrzeugen im Einsatz. Die Spätschicht war bis Mitternacht verlängert worden. Und bis zur vorgezogenen Frühschicht ab 3 Uhr habe eine Nachtschicht die Fahrzeuge gesteuert.
Insgesamt ist die BSR für zirka 10500 Kilometer Straßen, 320 Kilometer Stadtautobahnen sowie für Radwege und auch für Fußgängerüberwege im Bereich von 18500 Kreuzungen. Der Berufsverkehr rolle weitgehend störungsfrei, heißt es. Dem  „Auftaumittel“ sei dank.

Dabei handelt es sich um ein Feuchtsalz, das die Räumkolonnen allerdings nur auf viel befahrenen Hauptstraßen oder auf den Trassen von BVG-Bussen aussprühen. Zusätzliche Kontrollfahrten erfolgen außerdem auf Straßen, die als besonders glatt gelten, etwa wegen überfrierender Nässe, oder um zu prüfen, ob die wichtigen Achsen wirklich überall gut befahrbar sind.

Damit die Fußgänger sicher über die Fahrbahnen gelangen, streuen die BSR-Mitarbeiter Splitt auch auf den Überwegen der Straßen sowie Bushaltestellen. Auch in einigen Fußgängerzonen oder auf öffentlichen Plätzen wie beispielsweise Gendarmenmarkt oder Breitscheidplatz, die die BSR auch sonst sauber hält, werden die Steinplitter ausgebreitet. Daran fehlt es übrigens nicht, denn die Lager der BSR sind prall gefüllt. Auch deshalb weil der Winter bisher mild war: Der Vorrat umfasst fast noch den ursprünglichen Lagerbestand von 12,5 Tausend Tonnen Streusalz sowie 5000 Tonnen Split.

Rettungsdienste erneut im Ausnahmezustand

Der Schneefall soll sich am Dienstagnachmittag noch verstärken.
Der Schneefall soll sich am Dienstagnachmittag noch verstärken.

© dpa

10:56 Uhr: Östlich von Berlin wurde am Dienstagmorgen der Busverkehr eingestellt: Sprühregen hatte in Cottbus und im Kreis Spree-Neiße viele Straßen gefährlich glatt werden lassen. Lastwagen kamen nicht mehr vorwärts und blockierten die Fahrbahnen, wie die Polizei der dpa mitteilte.

Bis zum frühen Morgen gab es vor allem im Süden Brandenburgs mehr als ein Dutzend glättebedingte Unfälle. Die Lage war aber nicht so dramatisch wie am Montag, als die Polizei fast 500 Unfälle mit 46 Verletzten gezählt hatte, etwa viermal so viel wie normal. Im Laufe des Dienstags soll sich die Lage entspannen: Dann soll der Eisregen laut Deutschem Wetterdienst im Nordosten in Schnee übergehen. Am Vormittag hob der Wetterdienst alle Unwetterwarnungen auf.

9:57 Uhr: Wie erst jetzt bekannt wurde hat die Feuerwehr um 8:24 Uhr den Ausnahmezustand für die Rettungsdienste am Dienstag erneuert. Wie am Montag wurden die Besatzungen von drei Löschfahrzeugen aufgelöst und mit dem Personal neun zusätzliche Rettungswagen auf Berlins Straßen geschickt. Um 9:30 Uhr waren bereits eine Gesamtzahl von mehr als 400 Einsätzen aufgelaufen. "Bei den meisten davon handelt es sich wie gestern um Sturzverletzungen", sagte ein Sprecher.

9:41 Uhr: Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) wurden in den vergangenen 24 Stunden 300 Menschen behandelt - "eine Verdreifachung gegenüber einem normalen Tag", sagte Sprecherin Angela Kijewski. Davon wurden 220 Fälle in die Unfallchirurgie überwiesen und mehr als die Hälfte stationär aufgenommen. Das Krankenhaus hat sein Personal auf 100 Ärzte und Krankenschwestern verdoppelt. Auch für die nächsten Stunden wird dort mit mehr Patienten gerechnet, weil andere Krankenhäuser vermutlich viele Fälle überweisen.

"Vernünftigerweise haben viele Berliner ihr Auto stehen lassen"

9:13 Uhr: Die BVG hat einen ersten Überblick. "Es läuft relativ normal, aber unsere Fahrzeuge sind etwas voller", sagte eine BVG-Sprecherin am Morgen. "Vernünftigerweise haben viele offenbar ihr Auto stehen lassen." U-Bahnen und Straßenbahnen fahren normal, "manche Busse haben aber zehn Minuten Verspätung, weil sie ebenfalls vorsichtiger fahren müssen".

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9:02 Uhr: Bei den Berliner Flughäfen ist die Lage normal. Man habe sich gut auf den Winter vorbereitet, sagte ein Sprecher am Morgen. Dennoch müssten Fluggäste Verzögerungen wegen der Flugfeldberäumung und Enteisung der Flugzeuge hinnehmen. "Das Verständnis für diese Maßnahmen ist groß, denn schließlich geht Sicherheit vor", so der Sprecher. Auch bei der Anfahrt zu den Flughäfen sollte mehr Zeit einkalkuliert werden.

8:56 Uhr: Die Berliner Feuerwehr vermeldet nun doch gestiegene Unfallzahlen. Nach einem normalen Start in den Tag seien die Einsatzzahlen in die Höhe geschnellt, sagte ein Sprecher. Nun wird überlegt, ob der Ausnahmezustand vom Montag erneuert werden muss. Der Schwerpunkt der Unfälle liegt im Nordosten der Stadt. Die Feuerwehr ist mit neun zusätzlichen Rettungswagen im Einsatz. Die Polizei hat ihre Streifen angewiesen, bei Blaulichteinsätzen besonders vorsichtig zu fahren.

8:52 Uhr: Vor vielen Kitas und Schulen ist gestreut, das klappt schon mal besser als am Dienstag - nur bleiben in manchen Schulen und Kitas offenbar die Höfe und Spielplätze gesperrt wegen der Rutschgefahr. Die Folge: "Die Kinder bleiben den ganzen Tag drinnen", berichten Erzieher und Lehrer, "sie können sich leider nicht austoben und sind dann logischerweise irgendwann überdreht."

8:30 Uhr: Am Morgen nach dem Blitzeischaos in Berlin mit mehr als 2000 Notrufen hat sich die Lage beruhigt. Feuerwehr und Polizei melden keine auffälligen Zahlen. Bei der Polizei gab es am Dienstag zwischen 5 und 8 Uhr gut 50 Unfälle. "Das sind normale Zahlen aus dem Berufsverkehr", heißt es im Polizeipräsidium am Flughafen Tempelhof. Auch die Feuerwehr kam mit einer durchschnittlichen Einsatzzahl durch die Nacht. Um kurz vor 9 Uhr vermeldete Die Feuerwehr warnte am Morgen via Twitter: "ACHTUNG! Es ist teilweise wieder spiegelglatt auf den Straßen. Bitte laufen und fahren Sie vorsichtig!"

Es ist weiterhin spiegelglatt, besonders auf Gehwegen und Kopfsteinpflaster - vor allem am Berliner Stadtrand und im Umland. Die Straßen scheinen aber etwas leerer zu sein als an normalen Tagen ohne Glatteis: Vielleicht sind viele einfach früher gefahren oder sind gleich in die Busse oder U-Bahnen der BVG oder in die Züge der S-Bahn umgestiegen. In den U- und S-Bahnhöfen wird per Durchsage vor Glatteis auf Bahnsteigen und an Haltestellen gewarnt ("Kommen Sie gut durch den Tag - Ihre BVG"). Radfahrer sind kaum unterwegs.

Der Ausnahmezustand wurde am Montagabend um 21 Uhr aufgehoben. Davor hatte es noch anders ausgesehen: Da waren die Rettungsdienste und Polizisten voll ausgelastet. Wie die Polizei am Morgen mitteilte, war am frühen Abend zuvor in Frohnau auch die Polizei Opfer des Blitzeises geworden. Gleich zwei Autos rutschten auf einen Polizeiwagen auf, als die Beamten gerade wegen eines anderen Unfalls im Einsatz waren. Erst rutschte das Auto einer 59-Jährigen auf das Polizeiauto, anschließend der Wagen einer 40-Jährigen. Die Beamten, die im Wagen saßen, wurden leicht verletzt, als sie aus dem Wagen auf die Straße fielen.

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