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Grabschändung: Teufels Urne bleibt spurlos verschwunden

Am Wochenende haben Unbekannte Fritz Teufels Grab geschändet und die Urne mit den Überresten des Alt-68ers entwendet. Seitdem läuft die Suche nach den Tätern – oder zumindest nach einem Motiv.

Drei Tage nach dem Diebstahl von Fritz Teufels Urne gibt es weiterhin keine heiße Spur. Haben sich Linke im Geiste des Alt-68ers einen Spaß erlaubt? Waren es Neonazis, die das Grab des Ex-Kommunarden schänden wollten? Im Internet bejubeln Rechtsextreme zwar Teufels Tod, Hinweise auf eine von Neonazis initiiere Grabschändung gibt es aber nicht. „In jedem Fall ist es eine absurde Tat“, hieß es am Montag von der Polizei.

Die offizielle Version lautet so: In der Nacht zu Sonnabend haben sich Unbekannte Zugang zum Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte verschafft, die verplombte Urne entnommen und geöffnet, die Asche auf dem Friedhofsweg verstreut und ein größtenteils wirres Bekennerschreiben hinterlassen. Anschließend flüchteten sie mit der leeren Urne. Um überhaupt auf das Gelände zu gelangen, mussten die Unbekannten über das Tor oder eine Mauer klettern. Der Friedhof schließt in den Sommermonaten um 20 Uhr.

Bisher gibt es allerdings keinen Beweis, dass es sich bei der verstreuten Asche tatsächlich um die des Ex-Kommunarden handelt. Es wäre auch möglich, dass die Täter fremde Asche verstreuten und die verplombte Urne ungeöffnet mitnahmen. Eine Genanalyse – also einen DNA-Probenabgleich durch die Polizei – habe es bisher nicht gegeben, teilte die Pressestelle auf Anfrage mit.

Doch es gibt noch eine weitere Theorie: Rainer Langhans, Teufels langjähriger Weggefährte und einstiger Mitbewohner in der Kommune I, hält es für möglich, dass Teufel selbst zu Lebzeiten die Öffnung der Urne in Auftrag gegeben hat. „Das hätte zu ihm gepasst, das hätte auf jeden Fall seiner Art entsprochen“, sagte Langhans dem Tagesspiegel. Schon die Beerdigung am 15. Juli habe Langhans als „zu traurig, zu düster und traditionell“ empfunden. „Unser Ziel war immer ein besseres Leben, dazu gehört eben auch ein besseres, ein lustigeres Sterben.“ Womöglich habe der schwerkranke Fritz Teufel seine arg traditionelle Beerdigung vorausgesehen und deshalb „in weiser Voraussicht“ Freunde gebeten, nach seinem Tod die Grabschändung zu inszenieren.

Wer auch immer die Tat begangen hat, er muss sich gut ausgekannt haben auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Teufels Grab ist schwer zu finden, auf dem Lageplan im Eingangsbereich sind zwar die Namen dutzender Prominenter aufgelistet, das Verzeichnis wurde jedoch seit Monaten nicht aktualisiert. Fritz Teufels Name fehlt. Sein Grab befindet sich in einer Reihe von Urnengräbern zwischen zwei Birken, wenige Meter von der südlichen Backsteinmauer entfernt. Einen richtigen Grabstein gibt es auch nicht, stattdessen liegt ein kleiner weißer Stein in der Erde, versehen mit der Inschrift „Gute Weiterreise von uns allen“. Den Spruch ließen Freunde nicht eingravieren, sondern auf ein Stück Papier drucken und dieses mit Tesafilm aufkleben. Das immerhin haben die Täter nicht mitgenommen.

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