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Hochhaus

© dpa

Grausiger Fund: Vier Babyleichen in Charlottenburg entdeckt

Ein Mann fand die Überreste von vier Säuglingen beim Ausräumen der Wohnung einer Bekannten. Die Mutter der Babys hatte sich selber getötet.

Beim Ausräumen der Wohnung einer verstorbenen Bekannten hat ein 49-jähriger Mann am Mittwochabend an der Krumme Straße 70 in Charlottenburg eine grauenhafte Entdeckung gemacht: Er fand verweste Leichenteile von vier Säuglingen. Ersten Ermittlungen zufolge hatte sich die 46 Jahre alte Frau Ende Juli das Leben genommen. Sie soll die Mutter der Babys gewesen sein. Unter welchen Umständen die Säuglinge ums Leben kamen und wie alt sie zu diesem Zeitpunkt waren, konnten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern nicht sagen. Es wurde eine Obduktion angeordnet. Eine Mordkommission der Kriminalpolizei ermittelt seit gestern unter der Leitung der Berliner Staatsanwaltschaft.

Der 49-jährige Mann aus Potsdam habe die teils skelettierten und verwesten Leichenteile „in einem Hocker mit einem eingebauten Fach“ entdeckt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Als der Mann sich nach dem ersten Schock wieder gefasst hatte, packte er den Hocker mitsamt den Überresten ins Auto und brachte den Fund zum Spandauer Polizeiabschnitt 22 an der Charlottenburger Chaussee. Weshalb er sich nicht an den viel näher gelegenen Polizeiabschnitt am Ernst-Reuter-Platz wandte, blieb gestern ungeklärt. Gegenüber den Beamten gab er an, er habe die Überreste der Kinder in der Wohnung der Frau in der vierten Etage des 19-stöckigen Hochhauses am U- Bahnhof Deutsche Oper entdeckt. Einen Verdacht gegen den Mann gebe es nicht, hieß es von Behördenseite. Gegen ihn werde nicht ermittelt. Dem Vernehmen nach war die 46-jährige Mutter der toten Säuglinge seine Freundin gewesen. Die Frau lebte in der Wohnung alleine. Er soll diese aber für sie angemietet haben.

Die Frau hatte sich Ende Juli aus dem Fenster ihrer Wohnung gestürzt und war dabei zu Tode gekommen. Ob sie damals einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, war gestern nicht zu erfahren. In dem Hochhaus leben mehr als 100 Mietparteien. Im Untergeschoss befindet sich ein Kaiser’s Supermarkt. Nach dem tödlichen Sprung hatte zwei Monate lang niemand mehr in ihrer Wohnung gelebt. Erst beim Ausräumen stieß der Bekannte dann auf die Leichenteile.

Eine erste gerichtsmedizinische Untersuchung ergab gestern, dass sie von vier verschiedenen Säuglingen stammten. Wann und in welchen Abständen sie zur Welt kamen, zu welchem Zeitpunkt nach der Geburt sie starben und wie lange ihre Überreste bereits in der Wohnung lagen, war gestern Abend noch ebenso ungeklärt wie die Frage, wer ihr Vater ist oder ob es möglicherweise mehrere Väter gibt. Man wisse auch nicht, ob die Kinder tot geboren oder getötet wurden – und falls ja, von wem, hieß es in Polizeikreisen. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass die Babys schon vor dem Selbstmord der Frau gestorben sind und seither im Fach des Hockers versteckt waren. Vermutlich seien sie nicht zerstückelt worden, sondern beim Verwesen zerfallen.

Der grauenhafte Fund sprach sich gestern im Charlottenburger Kiez um das Hochhaus an der Oper schnell herum. Vor dem Eingang drängelten sich zahlreiche Fotografen und Pressevertreter. Nachbarn versammelten sich auf dem Bürgersteig und spekulierten über die Beweggründe der Frau, sich das Leben zu nehmen. Sie sei schwer krank gewesen, hieß es. Auch von Beziehungskummer war die Rede. Sie hatte offenbar anonym gelebt, denn an persönliche Begegnungen mit ihr konnte sich niemand erinnern. Etliche Mieter des Hauses äußerten allerdings ihre Verwunderung, dass die Polizei nach dem Suizid der Frau die Babyleichen nicht entdeckt hatte. Auch der Hausmeister, der das Gebäude mittels Kameras überwache, habe offenbar nichts bemerkt.

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