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Säure-Alarm: Ein Kriminaltechniker untersucht an der Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz an einer Haltestelle der Sraßenbahn eine Scheibe.

© dpa

Update

Großräumige Sperrung: Alarm am Alex: Es war doch Flusssäure

Ein Mitarbeiter einer Werbefirma hat am Dienstagmorgen am Alexanderplatz milchig-weiße Kratzspuren entdeckt. Anschließend klagte er über Atemwegsbeschwerden. Die Polizei gab zunächst Entwarnung. Doch nun ist klar: Es handelte sich tatsächlich um gefährliche Säure.

Alexanderplatz in Mitte - der zentrale Ort in der Hauptstadt, den schon früh morgens Tausende Menschen passieren. Viele Berufspendler sind mit ihren Gedanken bereits bei der Arbeit, wohl niemand rechnet um diese Zeit mit etwas Bösem. Schon gar nicht mit einer Flusssäure-Attacke. Doch am Dienstag wurden sie eines Besseren belehrt. Es war kurz vor 7 Uhr, als ein Mitarbeiter der Werbefirma Wall wie gewohnt seinem Job nachging und an einer Haltestelle am Alex Plakate austauschen wollte.

Die Mitarbeiter der Wall AG tauschten die zweite Scheibe von rechts aus.
Die Mitarbeiter der Wall AG tauschten die zweite Scheibe von rechts aus.

© Mimoza Troni

Kurz nachdem er an der Scheibe milchig-weiße Kratzspuren entdeckt hatte, klagte er über Atemwegsprobleme. Polizei und Feuerwehr sperrten umgehend weiträumige Teile des Platzes ab. Sechs Bus- und Tramstationen rund um den Alex, die von den Kratzspuren betroffen waren, wurden ebenfalls abgesperrt. Die Busse und Bahnen mussten zeitweilig anderswo halten. "Wegen zahlreicher spontaner Polizeieinsätze können derzeit nicht alle Haltestellen im Stadtgebiet bedient werden", war am frühen Morgen an einigen Informationstafeln zu lesen. Zwei beschädigte Scheiben an der Haltestelle Memhardstraße wurden laut BVG bereits im Laufe des Tages ausgetauscht.

Nachdem bereits die ersten Online-Medien über einen „Flusssäure-Alarm am Alex“ berichteten, gab die Polizei zunächst Entwarnung: Das sei alles falsch! Es handele sich keineswegs um Flusssäure, das habe ein Schnelltest vor Ort ergeben. „Es handelt sich bei den Kratzspuren um so genannte Altreste“, bestätigte eine Polizei-Sprecherin. Gegen 9.30 Uhr wurden die Absperrungen wieder freigegeben.

Flusssäure: Ein hochätzendes Kontaktgift

Am späten Nachmittag dann die erschreckende Wende: Die Polizei teilte schriftlich mit, dass eine Laboruntersuchung Flusssäure bestätigt habe. Nach Angaben der Polizei sollen sogar zwei Männer im Alter von 28 und 62 Jahren, die Plakate ausgetauscht haben, über Atembeschwerden geklagt haben. Sie seien beide vorsorglich in ein Krankenhaus geliefert worden sein.

Das konnte nach Angaben einer Sprecherin der Wall AG allerdings nicht bestätigt werden. Sie wisse nur von einem Mitarbeiter, bei dem Atembeschwerden aufgetreten seien, nachdem er Werbeträger an den  Haltestellen ausgetauscht habe. "Er wird im Krankenhaus untersucht, es geht ihm den Umständen entsprechend gut und er darf die Klinik voraussichtlich heute wieder verlassen", so die Sprecherin.

Nach Auskunft der Polizei soll sich auch noch eine Mutter gemeldet haben, deren Tochter über Schmerzen im Arm klagte. Die 12-Jährige habe früh morgens an der Haltestelle an der Marienkirche in eine Flüssigkeit auf der Sitzbank gegriffen, so die Polizei. Bei einer Untersuchung in der Klinik habe man eine leichte Vergiftung festgestellt. Daraufhin seien weitere Proben sowohl von der Sitzfläche als auch von der Scheibe ins Labor geschickt worden.

Bereits vor sechs Jahren gab es in Berlin eine ganze Serie von Gift-Graffiti-Attacken, die im August 2007 auch zu einer Verurteilung führten. Bei Flusssäure handelt es sich um ein hochgiftiges und ätzendes Kontaktgift, das sofort von der Haut aufgenommen wird. Das kann zu einer Verätzung tieferer Gewebeschichten und der Knochen führen, ohne dass es äußerlich an der Haut erkennbar ist. Ein Kontakt mit der Säure kann zu unheilbaren Verletzungen führen, etwa auch zu Verätzungen der Lunge.

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