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Hehlerei: Unter schlechtem Stern

Ein 43-Jähriger wollte einen gestohlene Roadster verkaufen. Jetzt muss der Mercedes-Oldtimerfan ins Gefängnis.

Als die erste Schönheit angerollt kam, rieb sich der Liebhaber die Augen. So eine Rarität in seiner Garage! „Ich war voller Bewunderung“, schilderte Eric S. am Donnerstag vor Gericht. Er sei sprachlos gewesen, als sein flüchtiger Bekannter an jenem Abend im September 2009 auch noch mit einem zweiten Daimler Benz, Typ W 198, 300 SL Roadster kam. „Mir war klar, dass diese Luxus-Oldtimer geklaut waren“, gestand der 46-Jährige. Aus Liebhaberei aber wurde er schwach und landete schließlich in der Zelle.

Zwei silberne Roadster, Baujahr 1961 und 1958. Der eine 450.000 Euro wert, der andere 430.000 Euro. Sie wurden im Herbst vorigen Jahres in Berlin gestohlen. Die 63 und 64 Jahre alten Besitzer mussten monatelang um ihre weltweit begehrten Flitzer bangen. Anfang Januar kam dann die erlösende Mitteilung: Die zweisitzigen Kultautos wurden in einer Halle in Wilhelmstadt sichergestellt. Kurz darauf klickten für S., einen Versicherungskaufmann mit Faible für Oldtimer, die Handschellen.

„Er ist aber nicht der große Oldtimer-Dieb von Berlin“, erklärte der Verteidiger. Der Angeklagte, ein hagerer Mann mit Freude an technischen Tüfteleien, kämpfte mit den Tränen. Nein, gestohlen habe er die Raritäten nicht. Und mit so einem illegalen Auto könne man auch keine Geschäfte machen. „Das können Sie 15 Jahre lang stehen lassen, und es ist immer noch 1500 Grad heiß“, meinte der Oldtimerfan. Der Mann, der mit den Luxus-Sportwagen ankam, habe ihn gefragt, ob er die 300 SL Roadster unterstellen könne. „Ich ließ mich breitschlagen“, gestand der Angeklagte.

Nach seiner Festnahme hatte S. von einem betuchten Baulöwen gesprochen, dem er die Garage angeblich vermietet hatte. „Das war eine Legende“, gab S. nun zu. Er will monatelang versucht haben, die geklauten Schönheiten wieder loszuwerden. Ende Oktober sei der Kontakt zu dem mutmaßlichen Autodieb, nach Angaben von S. ein „dunkelblonder Mittvierziger mit Geheimratsecken“ aus Belgien, leider abgebrochen. Den Lohn für die „Beherbergung“ aber hatte S. bereits: einen Oldtimer Benz 280 SE.

Der Versicherungskaufmann, der aufgrund von Einsparungen aus einem großen Unternehmen ausgeschieden war, versuchte es über einen anderen Bekannten. Der aber ließ ihn auffliegen. Nach sechs Monaten U-Haft wurde S. der Hehlerei schuldig gesprochen und zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

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