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Homophobie: Mehr Gewalt gegen Schwule und Lesben

In Berlin gab es 2010 mehr Gewalttaten gegen Homosexuelle als noch im Vorjahr. Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit bezeichnete den Kampf gegen Homophobie als "Stellvertreterkampf für alle Minderheiten".

In Berlin sind 2010 mehr als 80 Fälle von Gewalt und Beleidigungen gegen Schwule und Lesben bekannt geworden. Das sagte Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers am Donnerstag bei der Tagung des Bündnisses gegen Homophobie in Berlin. 2009 habe es insgesamt 98 solcher Taten gegeben. Die Zahl von Gewaltdelikten ist Koppers zufolge im ablaufenden Jahr von 33 auf 35 gestiegen.

Die Dunkelziffer liegt nach Einschätzung der Polizei aber weitaus höher. „In der Relation zu Frauen zeigen schwule Männer Übergriffe häufiger an“, sagte Koppers. Die Berliner Polizei war eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr die bundesweit erste Behörde, die Zahlen zu Übergriffen auf Homosexuelle veröffentlicht hatte.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief zu mehr Anstrengung gegen Homosexuellenfeindlichkeit auf. „Homophobie ist nach wie vor weit verbreitet“, sagte Wowereit, der sich selbst 2001 öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hatte. Oftmals reiche ein Zeichen der Solidarität, ob in der Schule oder am Arbeitsplatz. Berlin habe den Anspruch, eine weltoffene und aufgeschlossene Stadt zu sein. Das solle auch so bleiben. Den „Kampf gegen Homophobie“ bezeichnete Wowereit als „Stellvertreterkampf für alle Minderheiten“.

Diskriminierung von Homosexuellen hat nach Ansicht von Projektleiter Danilo Höpfner verschiedene Gesichter: Gewalt, Mobbing bei der Arbeit oder in der Schule sowie Hetzkampagnen gegen Schwule und Lesben einzig wegen deren sexueller Orientierung. Laut einer Umfrage unter 922 Berliner Gymnasiasten und Gesamtschülern im Jahr 2006 sind „homosexuellenfeindliche Einstellungen unter Schülern stark verbreitet“, heißt es im aktuellen Report des Bündnisses gegen Homophobie.

Das Bündnis war im vergangenen Jahr gegründet worden. Ihm gehören unter anderem Vertreter von Gewerkschaften, Vereinen, Unternehmen, der Jüdischen Gemeinde und des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg an. Die Zahl der Mitglieder ist den Angaben zufolge innerhalb eines Jahres von 24 auf 32 gestiegen. Das Bündnis will überwiegend über Aufklärungsarbeit Vorurteile gegen Homosexuelle abbauen. (dapd)

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