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Jugendliche Täter zeigten keine Reue: 16-Jährige stundenlang gequält

Vor Gericht lächeln die fünf jungen Erwachsenen mehrmals. Von Reue keine Spur. Die Gruppe malträtierte die 16-Jährige "Happy" mit Tritten und Schlägen, flößte ihr Alkohol ein und rasierte ein Hakenkreuz ins Haar der Jugendlichen.

Frust, Wut, Langeweile. Es war eine aggressive Mischung, die sich in der Runde verbreitete. „Ich wollte mich abreagieren“, sagte die Angeklagte, die sich „Energy“ nennt. Sie ist 17 Jahre alt und sagt, dass sie „richtig böse“ werden kann. Angeblich war sie bemüht, sich „im Griff zu behalten“, als alle gegen die 16-Jährige mit dem Spitznamen „Happy“ waren. Doch es kam „krass“, wie „Energy“ zugab. Sie und eine 21-Jährige sowie drei 16- bis 21-jährige Männer müssen sich seit Mittwoch vor Gericht verantworten. Vier von ihnen sollen „Happy“ gequält, gedemütigt und ihr ein Hakenkreuz in die Haare rasiert haben. Der Fünfte sah laut Anklage amüsiert zu.

„Zuerst war es eine Party, viel Suff“, grinste Steffen G., dessen Weddinger Wohnung in der Nacht zum 9. Mai zum Tatort wurde. Die Mitangeklagten lebten zum Teil in der Nachbarschaft und befanden sich wie er als Jugendliche „in lösungsschwierigen Lebenslagen“ in einer ambulanten Betreuung. „Happy“ war einst mit G. liiert. Nun wurde sie Opfer einer Gewaltorgie. Es entwickelte sich laut Anklage ein „gruppendynamisches Geschehen“, an dem sich G., Nico K. und die beiden Frauen spontan beteiligten.

Die 16-Jährige wurde ins Verhör genommen. Grinsend beschrieb G: „Es ging um Beziehungsfragen, für jede Lüge gab es eine Klatsche.“ „Happy“ wurde getreten und bedroht. „Wenn wir deinetwegen in den Knast kommen, wirst du brennen“, soll „Energy“ gerufen haben. „Happy“ musste Eierschalen essen. „Zum Nachspülen stellte ich Schnaps hin, 0,3 Liter“, sagte K. Widerstandslos habe sie alles geschluckt. „Sie musste, sonst hätte sie Schläge gekriegt“, gab G. zu.

Als „Happy“ am Boden lag, wurde sie vom Zimmer in den Flur gezogen. Ihr Kopf sei gegen Wand und Boden geschlagen. „Energy“ habe versucht, ihr einen Finger zu brechen. „Energy“ soll es auch gewesen sein, die ihr ein Hakenkreuz in die Haare rasierte und sie gemeinsam mit K. bis zur Bewusstlosigkeit würgte. Das aber bestritt „Energy“. Nur ein paar Schläge und ein oder zwei Tritte würden auf ihr Konto gehen. K. und G. grinsten oft während der Aussagen. Sie waren schon häufiger Komplizen und bereits aus einer Jugendhilfeeinrichtung geflohen. Ein Urteil ist erst wenige Tage alt: Als Räuber bekam der 16-jährige K. vier Jahre und zehn Monate Haft, der 17-jährige G. viereinhalb Jahre. Der Prozess geht Mittwoch weiter.

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