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Justiz: Angeklagte im Autozündler-Prozess frei

In Friedrichshain ist erneut von bislang unbekannten Tätern ein Auto in Brand gesetzt worden. Unterdessen platzen die Prozesse um mutmaßliche Autozündelei. Nach Christoph T. ist auch die Angeklagte Alexandra R. wieder auf freiem Fuß.

Ein Passant hatte am Samstagmorgen in der Rigaer Straße das Feuer an dem Fahrzeug bemerkt und die Feuerwehr alarmiert, wie die Polizei mitteilte. Der Motor des Autos nahm durch das Feuer großen Schaden. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.

In den Prozessen um Autobrandstiftungen scheint sich derweil momentan manches in heiße Luft aufzulösen: Auch die mutmaßliche Zündlerin Alexandra R. ist nach fünf Monaten Untersuchungshaft wieder frei. Aus Sicht der Richter bestehe kein dringender Tatverdacht mehr, teilte ein Justizsprecher mit. Der Haftbefehl gegen die 21-Jährige, die sich seit Ende September vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten muss, sei am Freitag aufgehoben worden. Bereits am Dienstag gab es in einem Parallelverfahren eine Schlappe für die Staatsanwaltschaft, als der Angeklagte Christoph T. (23) nach drei Monaten aus der Haft entlassen wurde.

Als Alexandra R. gefasst wurde, sah alles nach einem seltenen Erfolg der Polizei aus: Die Festnahme der jungen Frau aus der linken Szene war die erste in diesem Jahr im Zusammenhang mit politisch motivierten Autobrandstiftungen. Sie soll in der Nacht zum 18. Mai in der Liebigstraße in Friedrichshain Grillanzünder auf den Reifen eines Mazda gelegt und angezündet haben. Eine Polizeistreife sah Feuerschein, ein Beamter löschte die Flammen. Er galt später als Hauptbelastungszeuge. Im Prozess konnte seine Aussage aber nicht überzeugen: Der 28-Jährige hatte in Tatortnähe eine dunkel gekleidete Person gesehen. Sie sei ihm verdächtig vorgekommen, weil sie einen zugewachsenen Gehweg nutzte, meinte er. Auf der Suche nach dem Täter sahen er und eine Kollegin wenig später wieder eine dunkle Gestalt. In einem Spätverkauf nahmen sie Alexandra R. fest. Er habe in der Liebigstraße „eine Sekunde“ das Gesicht der jungen Frau gesehen, erklärte der Polizeikommissar. Ihm sei „nichts Markantes, kein bestimmtes Detail“ aufgefallen. Ob sie eine Brille getragen habe, könne er nicht sagen. Im Gerichtssaal trägt Alexandra R. immer eine Brille.

Fast nächtlich brennen in Berlin Autos, rund 200 seit Jahresbeginn. Erst am Sonnabendmorgen wurde in der Rigaer Straße ein Fahrzeug in Brand gesetzt. Der Druck auf die Strafverfolger wächst. Erfolge aber sind nicht in Sicht. Alexandra R. war die Letzte, die wegen eines Anschlags in Haft saß. Ob die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel gegen ihre Freilassung einlegt, blieb zunächst offen, die Verhandlung wird am 3. November fortgesetzt.

Im Verfahren gegen Christoph T. muss der Prozess mit einem weiteren Brandgutachten neu aufgerollt werden.

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