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Justiz: Auftragsmord: lebenslang

Gericht verurteilt zwei Angeklagte zur Höchststrafe. Sie ließen einen Makler auf der Fischerinsel erschießen.

Plötzlich war das große Geld zum Greifen nah. Die kleine Baufirma der beiden Angeklagten hatte einen Millionen-Auftrag an Land gezogen. Ein Mann aber stellte sich quer: Immobilienmakler Friedhelm Sodenkamp, der als wohlhabender Geschäftsmann und „kalter Hund“ galt. „Die Angeklagten beschlossen, ihn beseitigen zu lassen“, stand gestern für das Landgericht fest. Ein Killer erschoss Sodenkamp, als er auf der Fischerinsel in Mitte spazieren ging. Wegen Anstiftung zum Mord wurden Benjamin Lu. und Vito L. zu lebenslanger Haft verurteilt.

Über sieben Monate lief der Prozess. Der 32-jährige Lu. und der 47-jährige L., die in der Reinickendorfer Firma Geschäftsführer und Bauleiter waren, hatten die Vorwürfe bestritten. „Wir wollten ihn doch nur verhauen lassen“, sagte der Ältere. Sie hätten Sodenkamp nur einen Denkzettel verpassen, ihn „kurzzeitig geschäftsunfähig“ machen wollen.

Am Abend des 3. November 2008 bekam Vito L. laut Urteil einen Anruf. „Der Auftrag ist erledigt“, teilte der Pole Adam M., ein Ex-Fremdenlegionär, mit. Zwei Minuten später wählte L. die Nummer von Lu. und gab die Nachricht weiter: „Der Abriss ist erledigt.“ Zeugen sagten später, Adam M. habe die Angeklagten als Auftraggeber benannt. Ein Russe erklärte gegenüber der Polizei, M. habe ihn nach dem Mord mit einer Erpressung des L. beauftragt. Adam M. setzte sich nach Indien ab, wo er seit März 2009 in Auslieferungshaft sitzt.

Der Killer versuchte es zunächst mit einer schweren Armbrust. Doch der Pfeil, der an einem Oktoberabend den Makler töten sollte, zischte vorbei. Knapp einen Monat später lauerte der Attentäter wieder in der Dunkelheit. Diesmal mit einer Pistole. Drei Kugeln trafen den 59-jährigen Sodenkamp, als er seinen Hund ausführte. „Das Motiv der Angeklagten war Sorge um ihre finanzielle Zukunft“, sagte die Vorsitzende Richterin Gabriele Strobel. Sie hätten Sodenkamp als „Störfaktor“ gesehen. Er hatte dafür gesorgt, dass Rechnungen geprüft und Zahlungen gestoppt wurden. Er hatte angeblich Unregelmäßigkeiten und Baumängel entdeckt. Lu. und L. saßen auf Forderungen in Höhe von 1,3 Millionen Euro. „Das war der Supergau“, sagte die Richterin. Kerstin Gehrke

Kerstin GehrkeD

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