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Justiz: Grüne zeigt Tierpark an

Die Grüne Claudia Hämmerling wirft dem Tierpark vor, Tierversuche vorzunehmen und hat Strafanzeige gestellt. Zudem gebe die Einrichtung unliebsame Tiere an Schlachter oder Präparatoren ab, wenn sie nicht mehr klein und süß sind, behauptet Hämmerling. Bernhard Blaskiewitz, Zoo- und Tierparkdirektor, weist die Vorwürfe zurück.

Die tierschutzpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus, Claudia Hämmerling, hat Strafanzeige gegen den Tierpark Berlin bei der Staatsanwaltschaft gestellt. Hämmerling wirft dessen Leitung vor, nicht genehmigte Tierversuche vorzunehmen sowie gegen das Grundgesetz zu verstoßen. Der Geschäftsführer des Tierparks und Zoo-Vorstand, Bernhard Blaszkiewitz, wies die Anschuldigungen als unhaltbar zurück: „Da läuft eine Kampagne gegen mich, da steckt ein persönlicher Feldzug dahinter.“

Die Grünen-Abgeordnete Hämmerling hat eine Liste von Vorwürfen zusammengetragen, die sie jetzt zum Teil der Staatsanwaltschaft übergibt. So handelt es sich ihrer Einschätzung nach bei der mehrfachen Verpaarung eines weiblichen Panthers mit einem männlichen Java-Leopard um nicht genehmigte Tierversuche. „Den Tierparkverantwortlichen musste klar gewesen sein, dass bei der Erforschung, ob die Pantherin züchten würde, überflüssige ,Bastarde’ entstehen würden“. Wenn eine vorsätzliche Behandlung zu einem Schaden bei dem erbgutveränderten Individuum führen kann, sei der Tatbestand des Tierversuchs erfüllt, so ihre Argumentation. Der Schaden für die Nachkommen bestehe darin, dass es keine Verwendung für sie gibt. Das erste Jungtier sei verstorben, der Verbleib zweier weiblicher Jungtiere sei ungeklärt. Zwei 2006 geborene Tiere seien an einen Tierhändler abgegeben worden, „diese Tiere landen zum großen Teil beim Schlachter oder Präparator, weil kein Zoo sie haben will“, so Hämmerling.

„Jungtiere sind Publikumsmagneten, aber für viele ausgewachsene Tiere besteht später kein Bedarf. Regelmäßig verschwinden die Nachkommen von arktischen Wölfen, Giraffenjungbullen, Großkatzen, ohne dass ihr Verbleib öffentlich wird“, sagt Hämmerling. Ein Zwergflusspferd sei bereits in den 90ern bei einem Zootierschlachter in Belgien gelandet. Sie plädiert dafür, dass Zoo und Tierpark in Berlin – wie etwa die Wilhelma in Stuttgart – Zuchtbücher öffentlich machen. Tierpark-Chef Blaszkiewitz sagte, die Verpaarung habe den allein lebenden Tieren gedient, es handele sich um die gleiche Art, die Abgabe an Tierhändler sei nichts, was zu kritisieren sei, „da wird eine ganze Branche in Verruf gebracht“.

Blaszkiewitz wies weitere Anschuldigungen von Hämmerling zurück. Der Vorwurf, dass Giraffenbullen mit ihren „Töchtern“ oder „Enkelinnen“ inzestuös Nachkommen zeugten, seien unsinnig: „Das gibt es auch in der freien Natur.“ Auch der Vorwurf, eine Elefantenkuh mit Jungtier sei zu früh wieder einem Bullen zur Paarung zugeführt worden, so dass die ganze Herde im Aufruhr war und der Boden bebte“, sei Unsinn. „Die Tiere werden zu nichts gezwungen.“

Zur Aussage, Eisbär Knut müsse jetzt dringend an Artgenossen gewöhnt werden, statt ihn „in Isolationshaft zu halten“, sagte Zoo-Vorstand Blaszkiewitz: „Das sagt doch die Wortwahl schon alles.“

Annette Kögel

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