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JVA Tegel: Häftling starb in seiner Zelle - nachdem er beim Arzt war

Erneut ist in der Justizvollzugsanstalt Tegel ein Gefangener gestorben. Der 55-Jährige ist bereits der elfte Tote in Berliner Gefängnissen in diesem Jahr. Er sei schlecht versorgt worden, sagen Mithäftlinge.

Berlin - Am Montagabend brach Mahmoud S. in seiner Zelle in Haus 6 der JVA zusammen. Ein Notarzt stellte gegen 19.10 Uhr den Tod fest, vermutlich war der Gefangene an Herzversagen gestorben. S. saß eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten wegen gefährlicher Körperverletzung ab, am 6. Februar wäre die Haftzeit abgelaufen. Zwei Mitgefangene aus Haus 6 erhoben schwere Vorwürfe gegen die Justizbediensteten. So sei Mahmoud S. etwa eine Stunde vor seinem Zusammenbruch in der Arztgeschäftsstelle gewesen und habe über Schmerzen geklagt. Die Sanitäter hätten ihn zurück in die Zelle geschickt.

Die Justizverwaltung betonte dagegen, dass S. wegen Halsschmerzen am Montag drei Mal in der Arztgeschäftsstelle gewesen sei und dort Medikamente gegen Husten bekommen habe. Mitgefangene berichteten dagegen, dass S. an diesem Tag über Herzschmerzen geklagt habe. Nach offiziellen Angaben war bei dem Häftling kürzlich vorsorglich sogar ein Elektrokardiogramm gemacht worden, dieses habe keine Hinweise auf eine Herzerkrankung gezeigt. Die medizinische Versorgung sei in diesem Fall optimal gewesen, hieß es.

Gegen 18.20 hatten Mitgefangene einen Justizbeamten informiert, dass der 55-jährige in seiner Zelle zusammengebrochen sei. Zu dieser Zeit sei er noch ansprechbar gewesen. Daraufhin sei um 18.33 Uhr die Feuerwehr alarmiert worden. Die Leitstelle der Feuerwehr bestätigte, dass der Rettungswagen bereits vier Minuten später am Gefängnistor eingetroffen sei, der Notarzt weitere fünf Minuten später. Helfen konnte er nicht mehr. Der Libanese hatte nach offiziellen Angaben ein Drogenproblem. Er war deshalb 2005 aus dem offenen Vollzug in die geschlossene Anstalt strafverlegt worden. Wie üblich bei Todesfällen wurden Staatsanwaltschaft und Polizei eingeschaltet, eine Obduktion soll die Todesursache klären.

Die Zahl der Todesfälle in Berliner Gefängnissen bleibt auf hohem Niveau. In diesem Jahr gab es bislang elf Tote, darunter fünf Suizide. Zudem gab es 13 Suizidversuche. Im vergangenen Jahr waren es 17 Tote, darunter zehn Suizide. Angesichts der großen Zahl an Gefangenen – derzeit sind es in Berlin 5328 – sei die Zahl der Todesfälle nach Angaben von Experten erstaunlich niedrig und Zeichen für die gute medizinische Versorgung. Problematisch sei eher die hohe Zahl von Suiziden.

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