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Kinderkriminalität: Zwölfjähriger mit 150 Heroinkugeln gefasst

Zivilpolizisten überprüften einen Jungen, der in einem Kreuzberger Park im Sand wühlte. Der Zwölfjährige hatte eine hohe Summe Bargeld und abgepacktes Heroin dabei. Jedes Jahr fallen in Berlin einige Tausend Kinder als Tatverdächtige auf.

Zwei Zivilpolizisten haben am Montag Abend einen 12 Jahre alten Jungen mit 150 Heroinkügelchen gefasst. Der Junge sei den Ermittlern in einer Grünanlage an der Skalitzer Straße 114 in Kreuzberg aufgefallen, weil er im Sand wühlte, teilte die Polizei mit.

Als die Polizisten den Jungen libanesischer Herkunft  ansprachen, versuchte er, wegzulaufen. Die Polizisten konnten ihn aber festhalten und fanden dann in einem Erdloch 150 Heroinkugeln, wie sie im Rauschgifthandel üblich sind. Die Drogen wurde, wie auch die Geldmenge, die der Junge bei sich hatte, beschlagnahmt. Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung sei der Junge, der noch nicht strafmündig ist, den Betreuern in einem Wohnheim übergeben worden. Er sei dort schon länger untergebracht und erstmalig aufgefallen, teilte die Polizei weiter mit.

Die Ermittler wollten den Jungen nach der Herkunft des Rauschgifts befragen. Über die Lage des Wohnheims war nichts zu erfahren, aus Jugendschutz-, aber auch aus ermittlungstaktischen Gründen. In solchen Fällen werden das Jugendamt und über dieses die Eltern benachrichtigt. Im Jugendamt Kreuzberg-Friedrichshain war der Fall des 12 Jahre alten Rauschgifthändlers am Dienstag noch nicht bekannt.

Die kleine Grünanlage ist ein Ort, in dem Eltern üblicherweise ihr Kind nicht gern alleine sehen. Sie liegt versteckt, hinter einer Mauer,  wurde mal liebevoll für Nachbarn aus der Umgebung gestaltet, aber selbst, wenn man dort tagsüber Pause macht, fühlt man sich nicht besonders wohl. Es fallen teils dubiose Gestalten auf, die eng an den Büschen sitzen und leise reden. Hier hatte auch der Junge die  Kügelchen verbuddelt.

Eine Drogen-Verpackung, die in der Gegend  üblich ist bei Dealern. Rund 0,3 Gramm Heroin sind in so einer fingerkuppengroßen  Kugel eingewickelt, sie kostet um die 20 Euro. Drogenkonsumenten aus dem Kiez wissen, wie man mehrere Lagen auswickelt, ein Feuerzeug darunter hält und die Droge mit Hilfe eines Strohhalmes durch die Nase oder den Mund inhaliert.  „Es ist bekannt, dass die Händler, meist Schwarze oder libanesische Großfamilien, ihre Kinder vorschicken, weil sie noch nicht strafmündig sind", sagt Bilal Y., der seinen vollen Namen nicht nennen will. Er selbst sei gerade beim Entzug, habe selbst eine Tochter, „aber trotzdem kein schlechtes Gewissen gehabt, von Kindern Drogen zu kaufen. „Wenn man abhängig ist, ist einem das egal,und sie schicken die Kinder so oder so vor. Im Görli bekäme man alles: LSD, Koks, Pilze, auch Waffen und Munition.

Der Polizei werden in diesem Jahr wohl wieder einige tausend Kinder als Tatverdächtige auffallen. 5585 waren es laut polizeilicher Kriminalstatistik 2008, wobei die Jugenddelinquenz abgenommen hat, weil der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Bevölkerung sank. Das gilt jedoch nur für tatverdächtige Kinder deutscher Herkunft. Bei den Kinder aus Einwandererfamilien nahm der Anteil der verdächtigten Jung-Straftäter zu.

Zu 70,7 Prozent geraten Jungen in den Verdacht, eine Straftat begangen zu haben wobei junge Rauschgifthändler selten sind. Statistisch überwiegt bei der Kinderdelinquenz der Ladendiebstahl, gefolgt von der Körperverletzung und der Sachbeschädigung. Wegen Rauschgiftdelikten sind im Jahr 2008 insgesamt 28 Kinder festgenommen worden.

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