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Kindesaussetzung: Mutter des Findelkinds wollte zur Babyklappe

Die Mutter von Findelkind Ramon ist gefunden. Am Dienstagabend nahm die Polizei eine 20-jährige Frau nach Hinweisen aus ihrem Umfeld fest. Die junge Frau hat die Tat gestanden. Sie habe sich verlaufen und die Babyklappe nicht gefunden, sagte sie.

Die junge Mutter sagte aus, dass sie sich nicht in der Lage gesehen habe, das Kind zu versorgen. Die Frau ist in Nordrhein-Westfalen geboren und wohnt erst seit kurzem in Steglitz. Wegen ihrer fehlenden Ortskenntnis habe sie an dem Abend am Dienstag vor einer Woche den Weg zur Babyklappe im Zehlendorfer Krankenhaus Waldfriede nicht gefunden und in ihrer Verzweiflung den Jungen schließlich vor der Tür eines Reihenhauses am Gronauer Weg in Lichterfelde abgelegt. Sie habe an der Tür geklingelt und sei erst weggelaufen, nachdem der Hauseigentümer das Baby in den Arm genommen hatte.

Die Polizei glaubt ihr die Darstellung, dass sie in einiger Entfernung beobachtet hat, dass man sich um das Baby kümmert. Weil dem Kind keine Gefahr drohte, ermittelt die Polizei nicht mehr wegen Kindesaussetzung, sondern nur noch wegen „versuchter Verletzung der Unterhaltspflicht“ und „Personenstandsunterdrückung“ (weil sie die Herkunft und den Namen des Kindes verschleiern wollte). Juristisch muss sie sich also keine großen Sorgen machen, hieß es. Der Fall sei eher vergleichbar mit der Abgabe in einer Babyklappe – und diese Fälle werden von der Justiz in Berlin auch nicht verfolgt. In der Wohnung der Frau hatte die Polizei eine Liste mit den Adressen der vier Berliner Babyklappen gefunden, in denen Säuglinge anonym abgegeben werden können. Vorbereitet für die Babyklappe hatte die 20-Jährige einen kurzen Brief, den der Hauseigentümer Horst R. dann gefunden hatte. Auf dem Notizzettel teilte sie mit, dass der Junge Ramon heißt und am Montagabend um 18 Uhr geboren worden war, also genau 24 Stunden, bevor sie das Baby ablegte. Nach Erkenntnissen von Medizinern hatte sie das Baby zu Hause entbunden, nicht in einer Klinik. Unklar blieb gestern, warum die eingesetzten Spürhunde die Polizei auf eine falsche Fährte geführt haben – nämlich direkt in die Teltower Neubausiedlung „Neue Wohnstadt“. Von einer Panne wollte die Polizei nicht sprechen. Wie berichtet, hatte die Polizei in Teltow Fahndungsplakate ausgehängt.

Wie die Mutter jetzt vor der Polizei aussagte, habe sie mit dem Vater des Kindes nur eine sehr kurze Beziehung gehabt. Dass sie schwanger wurde, habe er nicht gewusst. Nach Angaben der Jugendstadträtin des Bezirkes, Anke Otto (Grüne), ist die Frau den Behörden „nach derzeitigem Stand nicht bekannt“. Das Jugendamt werde jetzt mit der Mutter sprechen, wie es weitergehen soll. Wenn sie sich doch entschließen sollte, das Kind zu behalten, werde man ihr Unterstützung gewähren. Wenn die Mutter Ramon nicht behalten wolle, werde die Adoptionsvermittlungsstelle des Senats eingeschaltet.

Derzeit lebe der Junge in einer sogenannten Bereitschaftspflegefamilie. Das sind von den Ämtern geprüfte Familien, die sich bereit erklärt haben, ein Kind kurzfristig aufzunehmen. „Findelkinder“ hatte es in den vergangenen Jahren nur wenige gegeben, noch seltener wurden die Mütter ermittelt. Ha

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