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Kriminalität: Adlon-Dieb vertrank Beute in der Hotelbar

Ein 28-Jähriger soll Geld aus einem Safe im Hotel Adlon geräumt haben. Später wurde er an der Hotelbar verhaftet.

Stars steigen hier ab, Staatschefs schätzen die Sicherheit des Hauses. Es gilt als eines der besten Hotels der Welt: das Adlon am Brandenburger Tor. Zwischen 200 und 1500 Euro kostet ein Zimmer die Nacht, inklusive Hausschuhe. Kein Gast dürfte das Adlon unzufrieden verlassen, wer es sich leisten kann, kommt wieder.

Nicht leisten konnte es sich ein junger Mann, 28 Jahre alt, nennen wir ihn Ricardo. Der Gelegenheitsjobber hat halb Europa gesehen, so richtig sesshaft ist er nicht. Dafür hat er vielerorts Ärger mit den Behörden. Diebstahl, Raub – gegen Ricardo wird immer mal ermittelt. Er gilt als Kleinkrimineller, das edle Adlon lockt den gut aussehenden Mann mit dem Charme eines Südländers.

Sein jüngster Coup lief vermutlich so ab: Ende Mai steht Ricardo im Hof des Gebäudes. Von dort gelangt er in das Zimmer eines Amerikaners. In der Suite macht er sich am Tresor zu schaffen. Erfolglos, der Safe geht ohne den Code des Gastes nicht auf. Ricardo bleibt locker. Und ruft vom Zimmertelefon die Rezeption an. Er habe Probleme mit dem Tresor, den Code vergessen, ob ihm nicht ein Mitarbeiter helfen könne. Im Adlon gilt der Service als hervorragend, auch Ricardo wird sich nicht beschwert haben. Ein Hotelbediensteter kommt hoch, öffnet den Safe mit einem Generalcode, Ricardo bedankt sich höflich. Wenige hundert US-Dollar entnimmt Ricardo dem Tresor. Die Pässe des echten Gastes lässt er liegen, auch dessen Laptop. Ungewöhnlich für einen Dieb.

Dafür nimmt Ricardo einen Zettel und einen Stift. Er legt das Blatt mitten in den Raum, darauf zwei Worte: „Fuck you.“ Dann verlässt er das Adlon. Die Kameras des Hotels haben einen Mann erfasst, bei dem es sich um Ricardo handeln könnte. Merkwürdig ist, dass der Trickdieb zwar bei Planung und Durchführung alle Register zog, nach der Tat aber offenbar völlig versagte. Im Laufe des Abends trifft sich Ricardo mit einem Kumpel (der Polizei ist dieser Mann seit Jahren bekannt) und geht mit ihm – ins Adlon. Während die beiden an der Bar sitzen, ist die Spurensicherung noch im Hotel. Die Beamten sind gerade im Zimmer des Opfers, als von der Hotelbar ein Anruf kommt. Ricardo sei im Haus, er sitze unten und trinke. Der Mitarbeiter hat den Dieb erkannt, die Polizisten nehmen Ricardo fest. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Der Anwalt des mutmaßlichen Trickdiebes gibt sich cool. Noch sei nichts bewiesen. „Ob mein Mandant etwas damit zu tun hat, wird vor Gericht geklärt, nicht durch Spekulationen“, sagt Strafverteidiger Daniel Wölky. Ricardo sei kein unbeschriebenes Blatt, aber „Fuck you“ auf einem Zettel zu hinterlassen, sei nun wirklich ungewöhnlich.Hannes Heine

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