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Kriminalität: Verurteilter Frauenmörder tötete erneut eine Frau

Als Heroinsüchtiger tötete Hansjoachim W. in den 80ern drei Menschen, saß mehr als zwanzig Jahre hinter Gittern. Nach sechs Monaten in Freiheit wurde er jetzt wieder verhaftet - wegen Mordes.

20 Jahre Haft hatte Hansjoachim W. wegen dreifachen Mordes verbüßt – nun soll er erneut eine Frau getötet haben. Wie die Polizei gestern mitteilte, soll er gemeinsam mit seinem Komplizen Maik V. am 15. Juli in der Motzstraße in Schöneberg eine 59-Jährige beraubt und umgebracht haben. Die Leiche der Frau war in der Badewanne gefunden worden, die Obduktion hatte ergeben, dass die Frau erwürgt worden war. Die Polizei hatte den Raubmord vor zwei Wochen „aus ermittlungstaktischen Gründen“ zunächst nicht gemeldet.

Die Spuren am Tatort brachten die Ermittler der 3. Mordkommission schnell auf die Spur des 32-Jährigen Maik V. Er konnte von Zielfahndern am 24. Juli am Bahnhof Zoologischer Garten festgenommen werden. In seiner Vernehmung legte er ein Teilgeständnis ab und bezichtigte den 43-jährigen Hansjoachim W. als Komplizen. Dieser wurde am Samstagabend ebenfalls am Bahnhof Zoo verhaftet, auch er legte ein Teilgeständnis ab. Weitere Angaben machten Staatsanwaltschaft und Polizei gestern nicht.

Hansjoachim W. und Maik V. haben sich 2006 in Tegel kennen gelernt. Während V. eine kurze Strafe von etwa zwei Jahren wegen Drogenhandels verbüßte, saß W. bereits seit 1987 in der JVA. Der damals schwer heroinabhängige Mann hatte zwei alte Frauen in ihren Wohnungen überfallen und ermordet, um an Geld für Drogen zu kommen. Die Opfer waren damals 81 und 84 Jahre alt, die Beute hatte 50 und 75 Mark betragen. Zudem hatte er seine eigene 72-jährige Großtante erdrosselt, die ihn beim Diebstahl von 500 Mark aus ihrem Morgenmantel überrascht hatte. Das Gericht hatte 1987 in seinem Urteil festgestellt, dass wegen einer massiven Persönlichkeitsstörung und der Drogensucht eine erheblich verminderte Schuldfähigkeit vorliegt. Statt Lebenslang bekam W. deshalb für drei Morde nur 15 Jahre. Weitere fünf Jahre erhielt er später für einen schweren Raub an einem Mithäftling. Diese 20 Jahre hat der Schöneberger komplett verbüßt.

Schlagzeilen hatte Hansjoachim W. noch einmal 1990 gemacht. In einer Kiste versteckt war ihm die Flucht aus der JVA Tegel gelungen. Die Justizverwaltung hatte später eingeräumt, dass zwar der Lkw, der Glühbirnen zu Osram bringen sollte, beim Verlassen der Anstalt kontrolliert worden war, nicht jedoch die große Holzkiste. Nach der Flucht war in seiner Zelle ein Brief gefunden worden, in dem W. seine „ausweglose Situation“ schilderte. Der 25-Jährige hatte sich damals wenige Tage später gestellt.

Aufgewachsen ist W. im Kiez rund um den Schöneberger Nollendorfplatz. Als Elfjähriger war er zu Hause ausgerissen, weil sein Vater trank. Mit 14 fiel er erstmals durch Diebstähle auf. Mit 16 nahm er erstmals Haschisch, später stieg er auf harte Drogen um. 1981 war er erstmals zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt worden. In den Jahren danach hatte er seine Heroinsucht mit Straftaten finanziert. Entlassen wurde er Anfang 2008, sein Knastkumpan Maik V. wenige Wochen später. Ein Vertrauter von Hansjoachim W. sagte gestern zur neuen Tat: „Das habe ich geahnt.“

Im September 2006 hatten sich Maik V. und Hansjoachim W. in einem Brief an den Tagesspiegel darüber beklagt, dass sie von arabischen Drogendealern in der JVA Tegel bedroht werden. Dem Vernehmen nach soll W. in Tegel zuletzt nur noch weiche Drogen konsumiert haben. Sollte Hansjoachim W. nun erneut verurteilt werden, droht ihm die Sicherungsverwahrung.

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