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Kriminelle Kinder: Berlins Polizeichef greift Jugendämter an

Dieter Glietsch fordert eine frühere Zusammenarbeit der Behörden und kritisiert den Datenschutz bei den Jugendämtern als überzogenen.

Die Berliner Polizei hat die als Drogendealer aktiven Kinder nach eigener Überzeugung im Griff. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte dem Tagesspiegel, die zuletzt fast täglichen Festnahmen minderjähriger Drogendealer zeigten, dass die Polizei den Rauschgifthandel unter Kontrolle habe. Allerdings sieht Glietsch die Arbeit der Jugendämter teilweise kritisch. Weiter sagte er, Berlin fehle eine Einrichtung, in der kriminelle Kinder kurzzeitig festgehalten werden könnten, bis ihre Unterbringung etwa in einer Erziehungsstätte in Brandenburg organisiert sei. Heime, in denen die Kinder eingesperrt würden, lehnt Glietsch ab: „Wir sollten nicht zurückfallen in pädagogische Konzepte, die schon in den 70er Jahren gescheitert sind.“

Aus Sicht des Polizeichefs hat sich die Zusammenarbeit von Polizei, Jugendämtern und Schulen zwar deutlich verbessert, „aber mehr geht immer“. Auch die Bereitschaft von Jugendamtsmitarbeitern, frühzeitig mit der Polizei zu kooperieren, lasse teils zu wünschen übrig. Er wolle kein Urteil fällen, aber: Kinder könnten durchaus aus kriminellen Familien herausgenommen werden, „bevor sie das zehnte Mal wegen Drogenhandels festgenommen worden sind“. Die Grenze zur Strafmündigkeit von 14 auf zwölf Jahre zu senken, ist für Glietsch keine Option.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte zuvor gefordert, „schwer erziehbare und schwer kriminelle Kinder und Jugendliche“ in Heimen unterzubringen, „aus denen sie nicht entwischen können“. Der der Koalitionspartner Linkspartei ist jedoch strikt dagegen, Kinder einzusperren, sondern will sie frühzeitig aus ihren kriminellen Familien herausholen. Die Grünen sprechen von einer „Kinderknast“-Debatte. Sie lehnen jegliche Unterbringung in geschlossenen Heimen ab, die zur Bestrafung eingesetzt wird und nicht dem Kindeswohl dient. FDP-Generalsekretär Christian Lindner lehnt geschlossene Heime ab. „Hoch gefährdete Kinder und Jugendliche brauchen Menschen statt Mauern“, sagte er dem Tagesspiegel. Der Berliner CDU- Landeschef Frank Henkel fordert geschlossene Heime „zur Unterbringung von schwer kriminellen Kindern“.

Nach Ansicht von Glietsch erschwert restriktiver Datenschutz den Behörden, mit jungen Kriminellen fertig zu werden. „Eine enge Auslegung des Datenschutzes ist kontraproduktiv. Aber die Behörden sind nicht gezwungen, dieser engen Auslegung zu folgen.“

Als besonderen Erfolg sieht Glietsch, dass die jugendliche Gewaltkriminalität in Berlin binnen zehn Jahren um fünf Prozent gesunken sei, während sie bundesweit um 16 Prozent zugenommen habe.

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