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Landgericht: Prozess nach tödlichem Streit um 20 Euro

Es ging um einen 20-Euro-Schein, den ein Berufsschüler im Bus der Linie 124 fand.

„Es war mein Geld. Ich wollte es zurück. Aber er machte sich über mich lustig“, sagte Nico W. gestern vor dem Landgericht. Der 21-jährige Angeklagte aus Pankow hatte im Streit ein Messer gezogen und auf den Finder eingestochen. Der 22-jährige Daniel S. erlitt einen Stich ins Herz. Er starb fünf Tage später.

Sie kannten sich nicht, Alkohol und Drogen spielten keine Rolle. Daniel S. kam gegen Mittag des 12. November letzten Jahres aus der Schule, Nico W. wollte zu seinem Onkel und seiner Großmutter. Als Nico W. hörte, dass Daniel S. einen anderen jungen Mann fragte, ob dieser vielleicht 20 Euro verloren habe, fasste er in seine Hosentasche und bemerkte den Verlust. Er habe sich als Besitzer gemeldet, sagte der Angeklagte. An der Haltestelle Gorkistraße in Reinickendorf wollte S. aussteigen. Da eskalierte der Streit.

Der Angeklagte berief sich auf Notwehr: „Er stand in der Tür, ich tippte ihn an, da drehte er sich um und würgte mich.“ In Panik will W. nach seinem Springmesser gegriffen haben. Seine Version: „Ich wusste mir nicht anders zu helfen und habe zugestochen.“ Eine Hand, einen Druck am Hals habe er gespürt. Warum er nicht um Hilfe gerufen, mit dem Messer gedroht habe oder die 20 Euro einfach sausen ließ? Der arbeitslose W., bis dahin für Polizei und Justiz ein unbeschriebenes Blatt, schluchzte: „Es war totaler Schwachsinn. Es tut mir so leid.“ Der Prozess wegen Totschlags wird am 3. Juni fortgesetzt. K.G.

Kerstin Gehrke

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