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Messerattacke: Das unfassbare Verbrechen

Tom H. wurde auf offener Straße in Friedrichshain ein Messer in den Kopf gerammt – aus nichtigem Anlass. Nun liegt er im Koma. Der Vater eines dreijährigen Sohnes wollte nur seine Freundin beschützen.

Manchmal sind es Sekunden, die das eigene Leben radikal verändern. Tom H., 30 Jahre alt und Mitarbeiter einer bekannten Berliner Werbeagentur, hat am vorigen Donnerstag versucht, seine Freundin in Friedrichshain vor einem anderen Mann zu beschützen. Daraufhin zog dieser ein Messer und rammte es ihm in den Kopf. Tom H., Vater eines dreijährigen Sohnes, liegt im künstlichen Koma. Eine Freundin berichtet, was die Ärzte sagten: Wenn es für ihn gut laufe, dann müsse er nach dem Aufwachen lediglich wieder lesen, schreiben und rechnen neu lernen. Laufe es schlecht, bleibe er ein Pflegefall. Der Mann, der ihn so lebensgefährlich verletzte, sitzt in Untersuchungshaft.

Es war eine fröhliche Partynacht, die Tom H. zuvor mit seiner Freundin Grit A., 34, im Club „Watergate“ in der Kreuzberger Falckensteinstraße verbracht hatte. Bis in den frühen Morgen feierte dort der Trendscout, der vor allem eine Sportartikelfirma für seine Werbeagentur betreut, mit seiner Freundin. „In ausgelassener Stimmung gingen die beiden gegen acht Uhr morgens über die Oberbaumbrücke“, erzählt ein Ermittler der Polizei.

Parallel zu ihnen lief der 20-jährige Yussuf U. (Name geändert) aus Neukölln. Er war auf dem Weg zur Theorieschulung eines ABM-Projektes des Arbeitsamtes. Dann soll Grit A. in ihrer heiteren Stimmung den Türken aus Versehen angerempelt, sich aber gleich darauf entschuldigt haben. Doch dieser wurde offenbar wütend, fühlte sich provoziert und beschimpfte beide verbal. Tom H. und seine Freundin gingen noch wenige Meter weiter – bis zur roten Ampel an der Stralauer Straße. Dort blieben sie stehen. „Der Mann ließ nicht von ihnen ab. Da kam es zunächst zu einem Wortgefecht und dann zu einer gegenseitigen Schubserei zwischen beiden Männern“, schildert der Ermittler. Doch in Sekundenschnelle zog Yussuf U. plötzlich ein Messer und rammte es Tom H. in den Kopf. „Das ging so schnell, dass die Passanten nur wahrnahmen, dass der Mann ausholte und seinem Gegenüber gegen den Kopf schlug“, sagt der Ermittler. Dann sahen sie plötzlich, dass ein Messer in seinem Kopf steckte. Im ersten Reflex habe Tom H. noch versucht, dem Angreifer zu folgen. Dann brach er bewusstlos zusammen. Mutige Passanten hielten den Messerstecher fest, bis die Polizei kam. Der 20-Jährige ist bereits mit mehreren Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung bei der Polizei bekannt. Er wurde noch am Tatort festgenommen. In der Vernehmung soll er ausgesagt haben: Er habe sich provoziert gefühlt von der Frau. Sie habe ihn begrapscht. Der Mann habe ihn auch provoziert, so dass er das Messer zog und zustach.

Toms Familie, Freunde und Arbeitskollegen sind seit der Attacke fassungslos. Eine Bekannte sagt, sie könne es nicht begreifen, dass ihm, „dem Sunnyboy“, so etwas passiert ist. Tom H. habe gelegentlich als Model für eine Schokoladenfirma gearbeitet. Und um sich fit zu halten, habe er Kickboxen trainiert, berichtet die Bekannte. „Er ist ein netter, friedliebender Mensch.“ Seit gestern versuchen die Ärzte, Tom H. schrittweise aus dem künstlichen Koma zu holen. Dazu wurde am Wochenende ein spezialisierter Neurochirurg aus München eingeflogen. Den Freunden bleibt jetzt erst einmal nur eines: die Hoffnung.

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