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Missbrauchsprozess: Polizist muss wegen Kindesmissbrauch ins Gefängnis

Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ist ein vom Dienst suspendierter Polizist zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Alle Fälle von Kinderpornografie wurden hingegen eingestellt.

Bei der Urteilsverkündung im Landgericht Frankfurt (Oder) bricht der 41-Jährige in Tränen aus. Sein Anwalt muss dem vom Dienst suspendierten Polizisten ein Taschentuch reichen, später wird die Urteilsbegründung gar für zehn Minuten unterbrochen. Viereinhalb Jahre muss der Angeklagte ins Gefängnis, verkündet der Vorsitzende Richter Jörg Kühl. Die Kammer spricht den zweifachen Familienvater der Vergewaltigung und der zweifachen sexuellen Nötigung einer seinerzeit 14-Jährigen sowie des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Alter von acht und zwölf Jahren schuldig.

Der Angeklagte hatte nach Überzeugung des Gerichts die 14-Jährige als ehrenamtlicher Betreuer einer Frankfurter Kinder-Musikgruppe in den Vereinsräumen zwischen Mitte 2004 und Anfang 2005 einmal vergewaltigt und zweimal sexuell bedrängt. Das achtjährige Mädchen soll er in einer Wohnung beim Baden mit dem Handy nackt fotografiert und unsittlich berührt haben. Eine Zwölfjährige habe er im Sommer 2006 im Keller einer Gaststätte unsittlich angefasst.

Aussage war für die Kinder schwierig

Ursprünglich waren sogar 17 Fälle angeklagt, zu denen im Prozess noch ein weiterer Vorwurf hinzukam. Die Kammer hatte im Laufe des Verfahrens aber alle Fälle des Besitzes kinderpornografischer Aufnahmen eingestellt, weil die dafür zu erwartenden Strafen nicht ins Gewicht fallen würden. Doch allein diese Vorwürfe hatte der Angeklagte eingeräumt, den sexuellen Missbrauch dagegen bestritten. So mussten die Kinder im Prozess noch einmal aussagen, was ihnen sichtlich schwer fiel. "Die Kinder hier leiden zu sehen, macht betroffen", resümiert Staatsanwältin Iris Brauer.

"Wir haben hier gesehen, unter welcher Mühe die Kinder aussagten", sagt auch Richter Kühl. Die Kammer hält die Aussagen der Kinder für glaubwürdig. Sie seien sehr emotional gewesen und hätten sich zudem mit den Ausführungen im März bei der Polizei gedeckt. Zugleich verweist Kühl auf die Folgen der Taten: Die Kinder seien in psychotherapeutischer Behandlung, hätten große Ängste, auch vor dem Angeklagten. Der habe seinerzeit der 14-Jährigen gedroht, nichts zu sagen, denn ihr würde niemand glauben, weil er Polizist sei.

Scham und Ängste

Zugleich führt Kühl an, dass es der Angeklagte bei dem Musikverein "unendlich leicht" hatte, seine sexuellen Interessen durchzusetzen. So habe der Mann viele Versuche unternommen, junge Mädchen zu verführen. In dem Verein seien die ersten Anzeichen seiner Handlungen nicht erkannt worden. "Mädchen, die sexuelle Übergriffe erleiden, sprechen zunächst nur in Andeutungen", sagt der Richter. Da spielten Scham und Ängste eine Rolle.

Die Staatsanwältin, die fünf Jahre und neun Monate Haft gefordert hatte, zeigt sich mit dem Urteil weitgehend zufrieden. Ihre Behörde werde noch über eine Revision beraten, aber sie selbst werde dieses Rechtsmittel nicht empfehlen, sagt Brauer. Der Verteidiger, der auf Freispruch plädiert hatte, hält sich die Möglichkeit einer Revision offen. (mit ddp)

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