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Zwei frühere Mitarbeiter stehen wegen des Missbrauchskandals bei der Parkeisenbahn Wuhlheide vor Gericht.

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Update

Missbrauchsskandal bei Parkeisenbahn Wuhlheide: Gericht verhängt erstmals Haftstrafe gegen Täter

Drei Jahre und neun Monate Gefängnis - so lautet das Urteil in dem Prozess wegen Kindesmissbrauchs gegen einen früheren Mitarbeiter der Parkeisenbahn Wuhlheide.

Mit einem früheren Bahnhofsleiter muss im Skandal um Kindesmissbrauch bei der Parkeisenbahn erstmals einer der Täter hinter Gitter. Gegen den 31-jährigen Tobias N. verhängte das Landgericht am Dienstag drei Jahre und neun Monate Gefängnis. Er hatte zehn Übergriffe auf zwei Jungen im Alter von 12 und 14 Jahren gestanden. N. habe seine übergeordnete Position gegenüber den Opfern ausgenutzt, sagte Richter Uwe Nötzel. Gegen einen 25-jährigen Freund von N., der nicht zum Team der Hobby-Bahn gehörte, erging eine Jugendstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung.

Damit fiel im dritten Prozess um die schockierende Serie von pädophilen Taten das bislang härteste Urteil. Drei weitere Männer, die als ehrenamtliche Helfer bei der Schmalspurbahn in der Wuhlheide zu Sexualtätern wurden, erhielten jeweils Bewährungsstrafen. Tobias N., ein Zugbegleiter bei der Deutschen Bahn, wurde des schweren sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen. Der Angeklagte habe eine „gewisse Einsicht in das große Unrecht seiner Taten gezeigt“, befanden die Richter. Aber der Bahner, der noch keine Therapie begonnen hat, ist bereits zweimal wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilt worden – zuletzt 2009 zu zehn Monaten Bewährung.

Die Anlage in Köpenick, die als gemeinnützige Gesellschaft geführt wird und als freier Träger der Jugendhilfe vom Senat Fördergelder erhält, ist ein Idyll für junge Hobby-Eisenbahner. Fahrkarten verkaufen, Züge abfertigen, Gleise kontrollieren, Signale stellen – Kinder und Jugendliche können mit Unterstützung erwachsener Helfer ihren Traum von der Eisenbahn ausleben. Die nach außen heile Welt aber zerbrach im September 2010. Ein Opfer vertraute sich seiner Schwester an. Der Junge wurde von mehreren ehrenamtlichen Mitarbeitern missbraucht. Die Parkeisenbahn reagierte nach der Anzeige. Für die am Ende sieben Beschuldigten war Endstation.

Doch vermutlich hätten viele Übergriffe verhindert werden können, wenn frühere Warnsignale nicht verschwiegen worden wären. Der langjährige Geschäftsführer der Parkeisenbahn GmbH, Ernst Heumann, soll schon im Jahr 2002 von einem Übergriff erfahren haben. Ein Junge habe damals von intimen Berührungen eines Ausbilders berichtet. Statt Konsequenzen zu ziehen, sei der Vorfall vertuscht worden. Der Täter blieb bis 2010.

Der Missbrauch bei der Parkeisenbahn, so scheint es, hatte System. Die Täter nutzten die Vereinsstruktur, um junge Bahn-Enthusiasten, die in der Hierarchie aufsteigen wollten, gefügig zu machen. Auch Tobias N. war als Zwölfjähriger zum Team gekommen. Mit 15 Jahren habe er gemerkt, dass er schwul sei, sagte er. Bei der Bahn habe er auch seine ersten sexuellen Erfahrungen gemacht – „mit Älteren, leider übernahm ich diese Gepflogenheiten“. Der Mann aus Marzahn stieg auf bis zum Bahnhofsleiter. Und er wurde vom Opfer zum Täter. Obwohl er 2004 wegen Besitzes von Kinderpornografie zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, blieb er bis 2007 bei der Parkbahn.

Auf Geschäftsführer Heumann wuchs der Druck von Prozess zu Prozess. Vor zehn Tagen legte er sein Amt nieder. Er wolle dazu beitragen, den „laufenden Erneuerungsprozess bei der Parkeisenbahn nicht ins Stocken zu bringen“. Die Struktur soll geändert werden. Ein runder Tisch zur Zukunft der kleinen Bahn, den die Senatsjugendverwaltung eingerichtet hat, kommt am 7. Juni erneut zusammen.

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