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Motiv gesucht: Getötetes Baby: Mutter legt ausführliches Geständnis ab

Carmen B. war nicht mehr von Sozialbehörden betreut worden, weil sie alle ihre Kinder zur Adoption freigegeben hatte. Inzwischen hat sie die Tat gestanden. Das Motiv bleibt weiterhin unklar.

Die Mutter des toten Babys, das in einem Wilmersdorfer Altkleidercontainer gefunden wurde, hat nach ihrer Festnahme gegenüber der Polizei ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die 41-jährige Frau gab an, sie habe den kleinen Jungen am 6. März in ihrer Wohnung alleine geboren, danach erstickt und in den Container geworfen. Seit Freitag sitzt Carmen B. in Untersuchungshaft. Ihr wird Totschlag vorgeworfen. Wie berichtet, hat die Frau schon vor zehn Jahren ein Neugeborenes in einem Keller ausgesetzt. Dieses Kind wurde gerettet, Carmen B. erhielt damals wegen versuchten Totschlags eine zweijährige Bewährungsstrafe. In den vergangenen Jahren wurde sie aber offenbar nicht mehr von Sozialbehörden betreut.

„Wir haben am Wochenende unsere Akten durchgesehen, aber ohne Ergebnis“, sagte am Sonntag die Wilmersdorfer Stadträtin für Soziales, Martina Schmiedhofer (Grüne). Die Gesundheits- und Sozialbehörden hätten keinen Kontakt mehr mit der Frau gehabt. Dazu habe es nach der Verbüßung der Bewährungsstrafe keinen konkreten Anlass gegeben, da Carmen B. zuletzt nur noch mit ihrem Lebensgefährten in der Jenaer Straße wohnte. Sie hat zwar mit dem jetzt getöteten Baby insgesamt acht Kinder zur Welt gebracht, doch alle verbleibenden sieben Jungen und Mädchen sind inzwischen zur Adoption freigegeben und leben in neuen Familien.

Vor zehn Jahren, als die Frau ihr siebtes Kind sofort nach der Geburt in einem Kellerverschlag sich selbst überließ, wohnten noch drei Kinder mit ihr zusammen in einem Mietshaus in Weißensee. Das kleine Mädchen, das heute Lisa heißt, wurde damals nach zwei Tagen schon halb verhungert entdeckt. Die Richter verhängten danach eine zweijährige Haftstrafe, setzten diese aber auf Bewährung aus, „um den Kindern nicht die Mutter zu nehmen“. Doch in den Folgejahren wurde auch dieses Trio in Adoptivfamilien vermittelt. Die kleine Lisa kam sofort nachdem sie im Keller entdeckt worden war zu neuen Eltern.

Offenbar schon ohne Kinder zog Carmen B. dann vor einigen Jahren nach Wilmersdorf. Zuvor war sie von ihrem damaligen Lebensgefährten verlassen worden, er hatte nach eigenen Angaben nichts von der Schwangerschaft mit Lisa bemerkt. Das gab auch ihr jetziger neuer Partner, der mutmaßliche Vater des getöteten Babys, an. 1999 hatte die Frau geäußert, sie habe den Säugling aus Angst vor ihrem Lebensgefährten ausgesetzt, der kein weiteres Kind haben wollte. Möglicherweise war die Situation diesmal ähnlich, bislang äußerte sich Carmen B. allerdings nicht zum Tatmotiv.

Doch warum brachte sie die Neugeborenen nicht zu einer der fünf Babyklappen in Berlin? Im Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf beispielsweise kann man einen Säugling anonym abgeben und sicher sein, dass er von den Behörden an Adoptiveltern vermittelt wird. „Dieses Angebot ist aber leider noch viel zu wenig bekannt“, sagt Klinikpastor Gerd Eiteneier. Babyklappen seien rechtlich noch in einer Grauzone. „Deshalb dürfen sie bislang nicht offensiv bekannt gemacht werden.“

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