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Mutmaßlicher Bombenleger vom Schillerpark: Anklage fordert Unterbringung in Gefängnis-Psychiatrie

Der Mann, der im Weddinger Schillerpark selbstgebaute Nagelbomben ausgelegt haben soll hat am Freitag im Gerichtssaal erstmals sein Schweigen gebrochen - und die Tat abgestritten. Für die Anklage ist die Sache jedoch klar.

Der mutmaßliche Bombenleger vom Weddinger Schillerpark wollte "Zufallsopfer mit der verheerenden Wirkung konfrontieren", stand für die Staatsanwältin nach fast sechsmonatigem Indizienprozess wegen versuchten Mordes fest. Stephan S. habe drei Sprengsätze, gefüllt mit Nägeln, gebaut und heimtückisch im Freien abgelegt. Der Mann, der nach einem Gutachten an schweren Wahnvorstellungen leidet, sei "krank, aber gefährlich". Die Anklägerin verlangte seine Unterbringung in der Gefängnis-Psychiatrie. Der Verteidiger dagegen forderte einen Freispruch.

Der 46-jährige Stephan S. hatte seit seiner Festnahme im Herbst 2011 nichts zu den Vorwürfen gesagt. Nach den Plädoyers am Freitag aber stand der gelernte Kfz-Mechaniker aus Wedding auf und brach sein Schweigen. "Ich bin nicht der Täter, ich habe die Bomben nicht gelegt, ich bin nicht geistig krank", sagte er in seinem Schlusswort. Sein Anwalt hatte argumentiert, es gebe keine Sicherheit, dass S. der Bombenbauer sei. Die Richter wollen am Freitag urteilen.

Es geht um Anschläge zwischen Juni 2007 und August 2011. Durch die dritte Rohrbombe sei das geschehen, "was von Anfang an geplant war", sagte die Staatsanwältin. Ein 58-jähriger Spaziergänger hatte sich auf eine Bank gesetzt und eine neben ihm liegende Aldi-Tüte geöffnet. Die darin versteckte Bombe detonierte und zerstörte das linke Auge des Mannes. Er ist bis heute fast blind.

Auf die Spur von Stephan S. kamen die Ermittler durch Recherchen bei einem Elektronikhändler, bei dem er als Kunde notiert war. Noch am gleichen Tag wurde die Wohnung des Verdächtigen durchsucht. Man fand in seiner Werkstatt elektronische Bauteile, die in gleicher Bauart auch für die Zünder der Bomben verwendet wurden. Auf dem Computer von S. wurden alarmierende Passagen entdeckt. "Ich will Blut sehen, offen liegende Gehirne. Ich liebe das Leid", stand da. Stephan S. ließ sich nach Angaben von Polizisten teilnahmslos festnehmen.

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