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Pokern mit Promi: Charlotte Roche saß beim Turnier im Hyatt neben dem jetzt als Drahtzieher des Überfalls verdächtigten Spieler.

© dpa

Kriminalität: Mutmaßlicher Initiator des Pokerraubs festgenommen

Er stand mit seinem Auto an der Ampel in der Heinrich-Heine-Straße, als die Fahnder zugriffen: Der mutmaßliche Initiator des Pokerraubs ist festgenommen worden - offenbar der Mann, der beim Turnier neben Charlotte Roche saß.

Und wieder eine Überraschung im Fall des spektakulären Pokerraubs vom Potsdamer Platz: Nachdem zuletzt ein zunächst unbekannter fünfter Mann als Kopf und Fluchtwagenfahrer der vier jungen Räuber verhaftet worden war, ist am Donnerstag als zentrale Figur ein sechster Deutsch-Araber festgenommen worden. Drei Monate nach dem Überfall auf das Pokerturnier haben die Ermittler eigenen Angaben zufolge aber erst jetzt den Initiator des Coups gefasst. Zielfahnder verhafteten den 31 Jahre alten Mohammed Abou-C. in Kreuzberg, als er mit seinem Wagen an einer Ampel wartete. Der einschlägig bekannte Mann habe keinen Widerstand geleistet, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mitteilten.

Mohammed Abou-C. hatte während der Tat offenbar als Spieler an dem Pokerturnier teilgenommen, Kenner hatten ihn als Gast auf Bildern der dortigen Überwachungskameras erkannt. Neben ihm am Pokertisch soll die Autorin Charlotte Roche gesessen haben. Inwiefern Abou-C. die unmittelbar aktiven Räuber angeleitet haben könnte, ist bislang unklar. Insgesamt sind nun sechs mutmaßliche Täter gefasst.

Der Mann hatte am Turnier teilgenommen

Die Festgenommenen sollen am 6. März ein Pokerturnier im Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz überfallen haben und mit insgesamt 242.000 Euro Beute geflohen sein. Die Justiz hatte wenige Tage nach der Tat einen erst 21-Jährigen festgenommen, mit dessen Auto die Männer zum Tatort gefahren waren: Vedat S. verriet in Verhören drei unmittelbar beteiligte Komplizen, die daraufhin mit internationalem Haftbefehl gesucht wurden. S. kam deshalb in den Genuss der Kronzeugenregel, die mildere Strafen – bis hin zur Bewährung – vorsieht. Nach deren Festnahme wiederum erfuhren die Beamten vom 29-jährigen Onkel eines der Verhafteten. Er galt seitdem als Kopf der Gruppe. Vedat S. ist der einzige der sechs Männer, der sich wegen der Kronzeugenregel auf freiem Fuß befindet. Seinen Beuetanteil von rund 40 000 hatte er eigenen Ankündigen zufoge zurückbringen wollen. Bisher folgenlos. Der bislang als mutmaßlicher Kopf der Gruppe geltende 29-Jährige hat mit vermutlich mehr als 80.000 Euro am meisten Geld eingesteckt. Davon könnte er, so wird in Justizkreisen vermutet, den älteren Mohammed Abou-C. als Tippgeber bezahlt haben. Die Beute des Überfalls ist aber bis auf 4000 Euro verschwunden.

Ein YouTube-Video zeigt, wie sich Spieler überrascht umdrehen, als die Räuber im Hyatt-Hotel zuschlagen.
Ein YouTube-Video zeigt, wie sich Spieler überrascht umdrehen, als die Räuber im Hyatt-Hotel zuschlagen.

© promo

Außer gegen Mohammed Abou-C. wird in drei Wochen nun Anklage wegen schweren Raubes erhoben. Nach Tagesspiegel-Recherchen werden weitere Anwälte für ihre Mandanten die Kronzeugenregelung fordern. Das heißt, sie hoffen, dass das Gericht ihre Aussagen als entscheidend für die Aufklärung der Tat anerkennt. "Dass heißt aber, die müssen ihre Chefs in den Dreck ziehen", sagte ein Justizmitarbeiter am Freitag. Derzeit geht man in Gerichtskreisen davon aus, dass jeder der Verteidiger sich nur mit seinem Mandanten absprechen wird, eine Kooperation zwischen den Angeklagten wird es demnach nicht geben.

Die Beute bleibt verschwunden

Das Milieu, in dem sich die Männer vor ihrer Festnahme bewegten, gilt als gefährlich. Sie alle sollen dem einschlägig bekannten Berliner Clan Abou-C., die aus dem arabisch-kurdischen Südosten der Türkei stammt, zumindest nahe stehen. Von Zusammenhalt der Verdächtigen aus dem Milieu der einschlägig bekannten Familie Abou-C. könne keine Rede sein. "Bei denen ist sich jeder selbst der nächste", sagte ein Ermittler.

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