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Nach Urteil: 16-Jährige gequält: Haft für junge Schläger

Ein Gutachter attestiert "grenzenlose Verrohung": Die Jugendlichen waren erst vor einem Monat wegen mehrerer Prügelattacken und Raubüberfälle auf Passanten verurteilt worden. Nach der brutalen Quälerei einer Gleichaltrigen wurden ihre Haftstrafen nun noch einmal erhöht.

Sie hörten erst auf, als das Mädchen das Bewusstsein verloren hatte. Entsetzen über die eigene Brutalität aber stellte sich bei den Jugendlichen nicht ein. Da war nur die Sorge, dass die stundenlang gequälte 16-Jährige in der Wohnung „krepieren“ könnte. Sieben Monate nach der Gewaltorgie wurde der 16-jährige Nico K. am Montag zu einer Gesamtstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten verurteilt. Der ebenfalls vorbestrafte Steffen G. (17) muss für vier Jahre und zehn Monate in Haft. Zwei junge Frauen kamen mit Bewährungsstrafen von 24 und 15 Monaten davon. Alle wurden der gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen.

Nico K. und Steffen G. waren erst vor einem Monat verurteilt worden, weil sie mehrere Passanten brutal attackiert und ausgeraubt hatten. Im April hatten sie unter anderem eine Autorin des „Zeit-Magazins“ überfallen. Die 41-jährige Journalistin war mit einer Holzstrebe zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Die Jugendstrafen für diese Taten fielen bereits verhältnismäßig hoch aus: vier Jahre und zehn Monate beziehungsweise viereinhalb Jahre. Damit gab es nun auf den ersten Blick nur geringe „Aufschläge“. Es wurde aber berücksichtigt, dass sie geständig waren und dem Mädchen die Aussage erspart hatten. Auch wurde von verminderter Schuldfähigkeit aufgrund von Alkohol und Drogen ausgegangen. Mit dem jetzigen Prozess habe man den Schlägern auch zeigen wollen, dass es keinen „Rabatt“ gebe und jede Tat geahndet werde.

Viele Sozialarbeiter haben sich bereits um das Quartett bemüht. In der Nacht zum 8. Mai wurde ausgerechnet ein Wohnprojekt für Jugendliche („Bude ohne Betreuung“) in Wedding zum Tatort. Hier wandten sie sich gegen das Mädchen, das sie „Happy“ nannten. Es ging um Beziehungsfragen. Nico K. warf ihr mit voller Wucht einen Schlüsselbund ins Gesicht. Das war die „Steilvorlage“, sagte die Anklägerin. „Happy“ wurde geschlagen und getreten, sie musste Eierschalen essen und mit Schnaps „nachspülen“ – 0,3 Liter „auf Ex“. Nico K. und die 17-Jährige mit Spitznamen „Energy“ bedrohten die Schülerin: „Du wirst brennen, wenn wir deinetwegen in den Knast müssen.“ Kein Mitleid, keine Bedenken. Sie hatten ein wehrloses Opfer und reagierten Wut und Frust ab. „Ich rastete aus“, räumte „Energy“ ein. Sie rasierte der 16-Jährigen schließlich ein Hakenkreuz in die Haare.

Die Jungen sprachen darüber, ob sie „Happy“ eine Tüte über den Kopf ziehen sollten, was sie aber doch nicht taten. Als das Mädchen blau anlief, brachten sie es auf den Gehweg. Beide stammen aus zerrütteten Familien und waren bereits als Kinder kriminell. Der 16-Jährige sei „sehr verroht und grenzenlos“, hieß es in einem Gutachten.

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