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Tatort U-Bahn. Im Bahnhof Hansaplatz schlug eine Gruppe Jugendlicher auf einen Obdachlosen ein. Es ist der dritte derartige Vorfall innerhalb von zehn Tagen. Foto: Peters

© Guenter Peters

Update

Angriff auf U-Bahnsteig: Wieder brutale Attacke in U-Bahnhof

Nach dem brutalen Angriff von vier Jugendlichen auf einen 30-Jährigen auf einem U-Bahnhof in Lichtenberg ist am Sonntag erneut ein offenbar wehrloses Opfer von Jugendlichen attackiert worden. Die Kripo gibt Tipps für Zeugen solcher Taten.

Nach dem brutalen Angriff von vier Jugendlichen auf einen 30-Jährigen im U-Bahnhof Lichtenberg ist am Sonntag erneut ein wehrloses Opfer von Jugendlichen attackiert worden. Es sollen fünf bis sechs Jugendliche gewesen sein, die am Sonntagabend im U-Bahnhof Hansaplatz in Tiergarten einen Obdachlosen verprügelt und beraubt haben. Die Tatverdächtigen schlugen und traten gegen 20.20 Uhr auf den 45-jährigen ein, der stark alkoholisiert auf einer Bank saß. Dann raubten sei ihm seine Schlafsäcke, Weinflaschen und Zigaretten und flüchteten.

Ein 32-jähriger Zeuge, der den Verletzten auf dem Bahnsteig liegen sah, drückte den SOS-Knopf an der Notrufsäule. Über die BVG-Leitstelle wurde dann um 20.27 Uhr die Feuerwehr alarmiert. Ein Krankenwagen brachte das Opfer in die Charité in Mitte. Dort diagnostizierten Ärzte neben diversen Verletzungen auch einen Nasenbeinbruch. Die Täter werden als 17 bis 20 Jahre alte Deutsche beschrieben. Die Kriminalpolizei wertet derzeit Videobilder der Überwachungskameras aus. Geprüft wird, ob die Tathandlung zu sehen ist und ob die Tatverdächtigen zu identifizieren sind. Der Obdachlose hat die Klinik nach einer ambulanten Behandlung wieder verlassen. Wo der Mann sich aufhält, sagte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Allerdings hätten die Beamten sichergestellt, dass sie mit ihm in Kontakt bleiben können. Der Hansaplatz gehört neben Südstern und Schillingstraße zu den drei Stationen im Netz der BVG, die nachts bei starker Kälte für Obdachlose geöffnet bleiben. Dieses Angebot macht die BVG seit 2003 in kalten Wintern. Besondere Sicherheitsmaßnahmen durch mehr Personal oder eine Kameraüberwachung gibt es aber nicht für die Obdachlosen.

Es war bereits die dritte brutale Attacke auf einem Berliner Bahnhof innerhalb einer guten Woche. Am 11. Februar hatten vier Jugendliche einen 30-jährigen Malergesellen und seinen gleichaltrigen Kollegen am U-Bahnhof Lichtenberg offenbar ohne Anlass attackiert. Der 30-Jährige erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass er später von den Ärzten ins künstliche Koma versetzt wurde. Sein Kollege wurde ebenfalls geschlagen und von den Angreifern verfolgt. Die Jugendlichen ließen erst von dem Mann ab, als dem Verfolgten außerhalb des U-Bahnhofs ein Mann zur Hilfe kam. Dieser Mann soll einem Rockerclub angehören, bislang hat er jedoch nur mit einer Boulevardzeitung gesprochen, eine Zusammenarbeit mit der Polizei lehnt er nach Berichten ab. Die Polizei bittet den Mann weiterhin dringend, sich zu melden. Wie berichtet, hatte nur ein Zeuge die Polizei alarmiert, obwohl auf den Videoaufzeichnungen mehrere Zeugen zu erkennen sind. Bislang sind bei der Kripo nur wenige Hinweise eingegangen.

Die vier Tatverdächtigen im Alter von 14 bis 17 Jahren konnten mithilfe dieser Überwachungsvideos am vorigen Dienstag festgenommen werden. Gegen die aus Kenia, Ex-Jugoslawien und dem Irak stammenden Tatverdächtigen wurde Haftbefehl wegen versuchten Raubmordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen, alle sitzen in Untersuchungshaft in Berlin. Der Zustand des Opfers Marcel R. ist weiterhin sehr kritisch. Wie ein Sprecher des Unfallkrankenhauses Marzahn am Montag sagte, werde der Patient die nächsten Tage aufgrund des unveränderten Zustands weiter im künstlichen Koma bleiben müssen. Die Schwester des Opfers hat unterdessen ihre Kommentare zu den Tätern („Ich hasse euch abgrundtief“) auf einem bekannten Internetportal wieder gelöscht.

Das Landeskriminalamt Brandenburg warb gestern für „richtiges Verhalten im Ernstfall“. Wer Zeuge einer Attacke in der Öffentlichkeit werde, solle sechs Regeln beachten. Die wichtigste sei Regel 1: „Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.“ Niemand müsse jedoch den „Helden spielen“ und die eigene Gesundheit riskieren. Wichtig sei, andere Zeugen aktiv und direkt anzusprechen (Regel 2), die Polizei zu informieren (3), sich das Aussehen und die Fluchtrichtung des Täters einzuprägen (4) und  dem Opfer zu helfen (5). Auch Regel 6 ist wichtig: „Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung. Denn viele Täter kommen ohne Strafe davon, weil Zeugen vor Eintreffen der Polizei verschwinden.

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