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Update

Polizei: Vermummte Fußballfans befreien Jugendliche nach Festnahme

Knapp 30 junge Männer haben sich am Sonntagmorgen bei einer Festnahme in Moabit mit Polizisten angelegt. Jährlich gibt es rund 100 Versuche, Festnahmen zu vereiteln.

Polizisten sind nicht überall beliebt. Und dass vor allem junge Männer hin und wieder lautstark gegen einen Einsatz protestieren, kommt regelmäßig vor. Selten hingegen werden Mitstreiter aus den Händen der Polizei tatsächlich befreit, wie an diesem Wochenende in Moabit. Bei einer Feier in der Gotzkowskystraße waren am Sonntagmorgen etwa 30 Hertha-Fans auf Polizisten losgegangen, weil diese sechs junge Männer festhielten, um nach einer möglichen Sachbeschädigung ihre Personalien aufzunehmen.

Die Wut der Angreifer war groß, einige vermummten sich mit Fußballschals, es flogen Flaschen, die Beamten setzten Pfefferspray ein. Dennoch mussten sich die zwei Streifenwagenbesatzungen, wie berichtet, kurz zurückziehen, sodass die sechs festgenommenen Jugendlichen flohen. Erst als weitere Polizisten eintrafen, zogen sich die Angreifer in die Veranstaltungshalle zurück. Die neue Polizeieinheit konnte noch die Identität von 15 Personen feststellen. „Wir ermitteln jetzt wegen des Verdachtes des Landfriedensbruchs und der Gefangenenbefreiung“, sagte ein Polizeisprecher.

In der Regel gelingt es nicht, Verdächtige aus den Händen von Beamten zu befreien. Im vergangenen Jahr klappte dies bei 14 Personen, 2008 wurden 15 Verdächtige befreit. Allerdings gibt es jedes Jahr fast 100 Versuche, festgenommene Freunde, Mitstreiter oder Komplizen rauszuholen. Ein Großteil dieser Aktionen dürfte bei Demonstrationen, Fußballspielen und Festivals, also Massenveranstaltungen, passieren. Polizeigewerkschafter und Innenpolitiker hatten immer wieder vor zu wenig Respekt vor Polizisten gewarnt. Es gebe in bestimmten Milieus den Impuls, sich Polizeimaßnahmen zu widersetzen.

Erst im Juli wurden Zivilpolizisten von einer wütenden Menge geschlagen. Zwei Beamte hatten an einem Freitagabend in Steglitz einen mutmaßlichen Schläger festnehmen wollen. Beim Versuch, den Mann abzuführen, wurden die Polizisten von fast 50 Personen umringt. Die Beamten griffen zu Reizgas und Schlagstöcken, um die Angreifer auf Distanz zu halten. Dabei konnte der Festgenommene fliehen.

Vergangenen Oktober hatte ein Kriminaloberkommissar in Zivil in der U-Bahnlinie 7 einen Graffitikratzer beobachtet. Er gab sich als Polizist zu erkennen und forderte den Jugendlichen auf, ihn aus dem Zug zu begleiten. Als sich die Türen der Bahn öffneten, flüchtete der Junge, wurde vom Kommissar aber eingeholt. Zwei Freunde des Jungen verlangten nun dessen Freilassung. Auch ihnen gegenüber wies sich der Beamte als Polizist aus – die 15- und 16-Jährigen schlugen zu. Der Kriminalpolizist wehrte die Angriffe ab und verhinderte eine Befreiung des Graffitikratzers. Herbeieilende Streifenpolizisten konnten schließlich auch die anderen zwei Jungen festnehmen. Gegen das Trio – alles Deutsche – wird ermittelt.

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