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Am Dienstagvormittag wurde die Filiale wieder hergerichtet.

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Update

Potsdamer-Platz-Arkaden in Berlin: Raub nach dem Anpfiff

Es ging plötzlich ganz schnell: Am Montagabend raubten drei Männer in den leergefegten Potsdamer-Platz-Arkaden ein Schmuckgeschäft aus - während des deutschen WM-Spiels gegen Portugal. Ihr Fluchtfahrzeug hatten sie ziemlich eindeutig geschmückt.

Während 100 000 Fußballbegeisterte auf der Fanmeile mitfiebern, landen Räuber gleich nebenan den dreistesten Coup des laufenden Jahres. Montag, 18.30 Uhr, geht auf einmal alles ganz schnell: Ein Auto schiebt rückwärts in die Joseph-von-Eichendorff-Gasse an den Potsdamer-Platz-Arkaden, parkt halb auf dem Bürgersteig. Das Heck des Audi ist mit einer riesigen Deutschlandfahne geschmückt, die verdeckt auch das Nummernschild. Dann springen drei Maskierte aus dem Wagen und rennen die wenigen Meter zum Juwelier „Christ“. Bewaffnet mit Baseballschlägern stürmen sie den Schmuckladen und sind ebenso schnell wieder verschwunden: mit teurer Beute. So beschreibt eine Verkäuferin des gegenüberliegenden Tee-Ladens den Tathergang.

Die 41-Jährige hat den Überfall beobachtet und die Polizei gerufen. Im Juweliergeschäft befanden sich zu der Zeit Kunden und Personal, ingesamt neun Personen. Nach Angaben der Polizei zwangen die Täter sie, sich auf den Boden zu legen, schlugen die Vitrinen ein, griffen sich den Schmuck und stürmten wieder hinaus. Auch eine Schusswaffen hätten die Täter auf die Leute gerichtet, sagt die Polizei. „Nach zwei Minuten war alles vorbei“, erzählt die Verkäuferin. „In der Zeit haben es nicht mal die Sicherheitsmänner hierher geschafft.“

Raub während des WM-Spiels - „Deutschland war abgelenkt.“

Acht bis zehn Wachschützer seien täglich im Einkaufszentrum unterwegs und machten Rundgänge auf allen Etagen, erklärt ein Mitarbeiter des Sicherheitspersonals. „Die Vermutung liegt nahe, dass die Täter das WM-Spiel genutzt haben“, sagt Centermanager Lutz Heinicke. „Deutschland war abgelenkt.“ Ein mit einer überdimensionierten Fahne geschmücktes Auto und Menschen mit Masken fielen draußen nicht groß auf. Konsequenzen habe das Sicherheitspersonal nicht zu fürchten: „Wir sind gut aufgestellt, die Wachmänner können nicht überall gleichzeitig sein.“ Solche Überfalle würden von langer Hand geplant und vorbereitet. Die Kripo ermittelt.

Am Montagabend schlugen drei Maskierte Vitrinen beim Juwelier Christ in den Potsdamer-Platz-Arkaden ein und entwendeten Schmuck. Am Dienstag wurden die Vitrinen repariert.
Am Montagabend schlugen drei Maskierte Vitrinen beim Juwelier Christ in den Potsdamer-Platz-Arkaden ein und entwendeten Schmuck. Am Dienstag wurden die Vitrinen repariert.

© Tsp

Am Montagabend war das Einkaufszentrum fast leergefegt. Bei schönem Wetter und während des ersten Spieles der Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft „war hier Totentanz“, sagt ein Verkäufer aus dem gegenüberliegenden Bekleidungsgeschäft. Er macht sich Sorgen um die Angestellten aus der Juwelier-Filiale, die beim Überfall dabei waren. „Wer weiß, wie es denen geht.“ Seine Kolleginnen sagen, so etwas hätten sie noch nicht erlebt. Am Potsdamer Platz gebe es eher Probleme mit Diebstahl im großen Stil.

In den Juwelier wurde schon einmal eingebrochen

In der „Christ“-Filiale will sich am Dienstag niemand zum Vorfall äußern. Handwerker tauschen am Vormittag die Vitrine aus, eine Putzfrau fegt die Glassplitter auf dem Teppich zusammen. „Aufgrund einer technischen Störung“ öffne das Geschäft erst um 11 Uhr, steht auf einem Schild. „Wir dekorieren um“, heißt es im Schaufenster.

Im August 2011 waren schon einmal Täter in die Filiale des Schmuckgeschäftes am Potsdamer Platz eingebrochen. Damals rasten die Räuber nachts mit einem gestohlenen Wagen in das Einkaufszentrum, drückten mit dem Volvo die Gitter des Juwelierladens ein, stahlen teuere Uhren und verschwanden wieder. Sie sind bis heute nicht gefasst. Auch dieses Mal hatten die Täter es auf eine Vitrine mit kostbaren Uhren abgesehen. Ähnlich dreist war auch der Überfall auf ein Pokerturnier im Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz. Vier Männer, damals 19 bis 21 Jahre alt, stürmten am 6. März 2010 bewaffnet das Turnier und flohen mit 242 000 Euro. Sie wurden jeweils zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt.

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