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"Professionell aufgezogen": Offiziere betrieben illegale Bar in Gatower Kaserne

Bundeswehr und Polizei haben nach einer Razzia eine illegale Kneipe in der Luftwaffenkaserne in Gatow geschlossen. Angeblich soll es in der Halle auch "Sexpartys" gegeben haben.

Entdeckt wurde die Soldatenkneipe durch Zufall in einem Flugzeughangar, der auf dem weitläufigen Gelände der General-Steinhoff-Kaserne seit dem Abzug der Briten leer steht. Bei einer Routinekontrolle auf Winterfestigkeit fiel Soldaten auf, dass Schlösser ausgetauscht worden waren. Anschließend wurden die Tore aufgebrochen und die Kneipe sowie ein Fotostudio entdeckt. Gegen Neugierige hatten sich die Betreiber mit außen angebrachten Videokameras abgesichert. Betrieben wurde die Kneipe von einem Offizier des Luftwaffenmuseums und einem Unteroffizier einer ebenfalls in der General-Steinhoff-Kaserne stationierten Fernmeldeeinheit.

Parallel dazu ging bei der Polizei Anfang Dezember eine Anzeige von Unbekannt ein. Demnach sollen in der Halle angeblich „Sexpartys“ gefeiert worden sein. Doch diese Ermittlungen stellte das Berliner Landeskriminalamt laut Bundeswehr mangels Beweisen wieder ein. Allerdings ermittelt die truppeninterne „Wehrdisziplinaranwaltschaft“ auch in diesem Punkt weiter, sagte ein Bundeswehr-Sprecher. Das „Fotostudio“ sei von den beiden Tatverdächtigen genutzt worden, beide seien als Hobbyfotografen bekannt.

Für die Truppe ist der illegale Schankbetrieb entscheidend bei ihren Ermittlungen. So seien Wasser und Strom in dem Hangar verbraucht worden, der Bund habe dadurch einen wirtschaftlichen Schaden erlitten.

Feiern, auch mit reichlich Alkohol, ist in Kasernen nicht verboten. Dazu gibt es für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere in der Regel getrennte „Heimbetriebsgesellschaften“. Teils erinnern sie an Kantinen, teils an Kellerbars. Geführt werden sie von bundesweit 221 privaten Pächtern oder von Soldatenvereinen.

Der Bundeswehrsprecher wollte keine Angaben machen, seit wann die Kneipe in Gatow geführt wurde. Offen blieb auch, ob die Besucher wussten, dass sie ihr Bier in einem ungenehmigten Ausschank trinken und nicht in einem offiziellen Heim. „Das war schon professionell aufgezogen“, berichtete ein Soldat.

Durch die jüngste Strukturreform der Bundeswehr wird die derzeit nur in geringem Umfang genutzte General-Steinhoff-Kaserne deutlich aufgewertet. Wie berichtet, zieht der Inspekteur der Luftwaffe mit seinem Stab von Köln nach Gatow, künftig wird also eine Teilstreitkraft aus Spandau geführt.

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