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Prozess in Berlin: Trickdiebin muss sich vor Gericht verantworten

Mit Lügen versuchte die 37-jährige Hatice K. sich den Zugang zu Wohnungen und Schlafzimmer ihrer Opfer zu verschaffen. Und das gelang ihr auch in einigen Fällen. Am Ende fehlte Schmuck für mehrere tausend Euro. Nun steht sie vor Gericht.

Die inzwischen 94-jährige Anita R. hatte auf einen zweiten Gang ins Landgericht verzichtet. Sie wird über das Ende des Krimis, den sie in ihrer Wohnung erlebte, dennoch informiert: Gegen eine Trickdiebin, die im Dezember 2012 angesichts des resoluten Auftretens der Seniorin ohne Beute geflohen war, verhängten die Richter gestern drei Jahre Gefängnis. „Die Angeklagte hat eine fest verwurzelte Neigung, solche Diebstähle zu begehen“, hieß es über Hatice K., 37, im Urteil. Es sei eine „Betrüger-Persönlichkeit“.

Anita R. war vor einer Woche als Zeugin aufgetreten. Ihr Sohn, ein pensionierter Polizist, hatte sie in einem Rollstuhl in den Saal geschoben. Sie berichtete sehr genau, was sich an jenem Nachmittag in ihrer Wohnung in Neukölln abspielte. Eine Fremde hatte geklingelt. Sie wolle demnächst in eine Wohnung in dem Haus ziehen und prüfen, ob ein großes Bett ins Schlafzimmer passe, log sie. „Die Frau drückte dann die Tür auf und huschte an mir vorbei“, schilderte die Seniorin.

„Es war genau die Masche, für die die vorbestrafte Angeklagte bereits bekannt ist, die alte Dame aber merkte schnell, dass es sich um eine Diebin handelte“, so die Richter. Anita R. zerrte die Kriminelle aus dem Zimmer, zog die Klappe vom Schreibsekretär zu – verscheuchte die Diebin. Aus Sicht des Gerichts trat Hatice K. freiwillig von ihrem Plan zurück. In der Eile aber verlor sie eine Wollmütze, die Anita R. dann der Polizei übergab. „Ich dachte, dadurch könnte man die Täterin überführen“, sagte sie. So geschah es.

Lange Finger machte die dreifache Mutter nach Überzeugung der Richter aber in der Wohnung einer 87-jährigen Neuköllnerin. Im Juni 2013 sei Hatice K. mit dem gleichen Trick bis ins Schlafzimmer gelangt. Sie soll Schmuck im Wert von rund 5000 Euro heimlich eingesteckt haben. Im Verfahren allerdings hatte sie bestritten. Von einem Alibi war die Rede, eine Putzstelle sei es gewesen. In die Strafe wurde eine frühere Verurteilung wegen Diebstahls einbezogen.

Lesen Sie hier wie eine resolute Neuköllnerin eine Trickdiebin verjagt - mit 93 Jahren.

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