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Prozess: Mit der Tochter in den Swingerclub

Ein Ex-Bordellchef steht wegen Missbrauchs der eigenen Tochter vor Gericht.

Dieter H. galt einst als „Kiezgröße“. Er besaß ein Bordell in Berlin und einen Club in der Schweiz. „Längst Vergangenheit“, sagte der inzwischen 64-Jährige vor Gericht. Hoch aktuell ist hingegen der Prozess, der gestern gegen H. begann. Er soll sich an seiner minderjährigen Tochter vergangen und sie angewiesen haben, sich im Internet als Prostituierte anzubieten. Außerdem wirft ihm die Anklage vor, sich daran ergötzt zu haben, wie das Mädchen in Swingerclubs bei Sado-Maso-Praktiken missbraucht worden sei.

„Alles dummes Zeug“, empörte sich H. vor Gericht, „bösartig und falsch.“ Er habe sich jahrelang nicht um seine Tochter kümmern dürfen. „Vielleicht, weil ich ein Bordell geführt habe.“ Erst als sie 14 war und in einem Heim lebte, lernte er sie kennen. Das habe ihn zum „glücklichsten Mann“ gemacht. Der Angeklagte beschrieb sich als treusorgenden und großzügigen Vater. „Sie durfte fast alles. Sie bekam das Schönste und Teuerste.“ Seine Rolex habe er für sie versetzt.

Später nahm der Mann, der einst im Rotlichtmilieu bestens bekannt war, die Tochter zu sich. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll es bald darauf zu den ersten Übergriffen gekommen sein. Der Angeklagte habe die Schülerin mit in Swingerclubs genommen, wo sie vor seinen Augen sexuell missbraucht und misshandelt wurde. In über 20 Fällen soll er seine Tochter übers Internet auf den Strich geschickt haben. Ihren Lohn von insgesamt 20 000 Euro habe er für sich behalten, hieß es in der Anklage.

Dieter H. schüttelte den Kopf, schluchzte, beschimpfte den Ankläger, weil dieser ihn „grundlos in den Knast“ gebracht habe. Ja, er sei mit seiner Tochter in Swingerclubs gewesen, gab der Ex-Bordellchef zu. „Aber nur, weil sie unbedingt wollte.“ Er habe gedacht, dass sie artig Limonade trank. „Dass sie sich an ein Kreuz binden und auspeitschen ließ, habe ich erst viel später erfahren.“ Ihm sei auch nie aufgefallen, dass seine Tochter der Prostitution nachgehe. Der Prozess wird am 26. Februar fortgesetzt. K.G.

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