zum Hauptinhalt

Prozess: Mit Morphin-Tabletten ruhiggestellt

Ein weiterer Fall von Kindesmissbrauch wird vor Gericht verhandelt. Ein vierjähriger Junge soll von seiner Mutter und deren Freund mit starken Medikamenten und Schlägen "gefügig gemacht" worden sein. Das Paar bestreitet die Vorwürfe.

Wegen Misshandlung eines vierjährigen Jungen müssen sich die 26-jährige Mutter sowie ihr damaliger Freund vor dem Berliner Landgericht verantworten. Um den lebhaften Jungen ruhig zustellen, sollen die Angeklagten im Juni 2006 das Kind mehrfach auf dem Balkon oder im Kinderzimmer eingesperrt und ihm eine aufgelöste Morphin-Tablette gespritzt haben. Als der Junge einzuschlafen drohte, wurde das Kind laut Anklage mit Kaffee und kalten Duschen über Stunden wachgehalten sowie mit "Schlägen gefügig gemacht".

Obwohl sich der Junge dabei mehrfach erbrach und Verletzungen zuzog, sollen die Angeklagten erst nach 36 Stunden den Notarzt gerufen haben. Mit Krampfanfällen und Atemnot wurde das "unterkühlte und vernachlässigte" Kind ins Krankenhaus eingeliefert.

Vor Gericht bestritten die Angeklagten vehement, den Jungen geschlagen, gequält oder "wissentlich unter Drogen gesetzt" zu haben. Insbesondere der 47-jährige Angeklagte "protestierte scharf" gegen die Vorwürfe, die nur eine "Fantasie des Staatsanwalts" seien. Seiner Aussage nach hatte der Junge die Morphin-Tablette, die er in einem Geheimfach seines Rucksackes versteckt habe, selbst eingenommen. Er habe die "Kaltduschen" nicht als Quälerei gesehen und dem Jungen auch nur zwei Tassen Kaffee zu trinken gegeben. Die 26-Jährige räumte ein, überfordert gewesen zu sein und den Ratschlägen ihres Freundes vertraut zu haben, weil dieser früher Medizin studiert habe. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. (mit ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false