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Prozess: Polizeikommissar missbraucht Mädchen 80 Mal

Ein Polizeikommissar hat vor dem Landgericht Berlin den sexuellen Missbrauch zweier Mädchen gestanden. Er machte Fotos in anrüchigen Posen und verging sich mehr als 80 Mal an einem der Mädchen. Mit auf der Anklagebank sitzen die Eltern des Opfers.

Mit Teilgeständnissen der Angeklagten hat am Dienstag vor dem Landgericht Berlin der Prozess um den sexuellen Missbrauch zweier Mädchen begonnen. In dem Verfahren müssen sich ein 52-jähriger Polizeikommissar wegen der Missbrauchstaten an den Kindern sowie die Eltern eines Opfers verantworten. Der 49-jährigen Frau und ihrem 53-jährigen Ehemann wird Beihilfe zum Kindesmissbrauch durch Unterlassen vorgeworfen.

"Große Scham"

Der vom Dienst suspendierte Beamte teilte im Prozess über seinen Verteidiger mit, er empfinde "große Scham darüber, dass er es nicht geschafft hat, die moralisch und rechtliche Grenze gegenüber den Kindern einzuhalten". Er ist angeklagt, die damals achtjährige Tochter der Eheleute in den Jahren 2004 bis 2007 in deren Marzahner Wohnung rund 80 Mal sexuell missbraucht und von dem Kind pornografische Fotos gemacht zu haben.

Das Ehepaar soll ihre Tochter dem befreundeten Polizisten dafür zur Verfügung gestellt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter vor, dass sie das Geschehen über Jahre geduldet hat. Auch die Eheleute gaben über ihre Anwälte zu, von den Sexübergriffen "Kenntnis" gehabt zu haben. Aber nicht nur die Tochter, sondern auch eine Freundin des Mädchens soll von dem Polizisten mehrfach missbraucht worden sein. Daneben wird auch dem Vater zur Last gelegt, sich an der eigenen Tochter vor den Augen des Kommissars, der fotografierte, vergangen zu haben. Erst im Oktober vorigen Jahres hatte die Mutter Anzeige erstattet. Die Tochter ist derzeit in einer Jugendschutzeinrichtung untergebracht.

"Es fing alles schleichend an"

Die Angeklagten selbst nahmen zu den Vorwürfen keine Stellung. Jedoch wurden ihre Aussagen beim Haftrichter verlesen. "Es fing alles schleichend an", hatte der Polizist damals gesagt. Nachdem sich das Kind" für ein Model" gehalten und es in ihrer Wohnung sogar ein "Fotostudio" gegeben habe, sei es bis zu dem Missbrauch nur noch ein kleiner Schritt gewesen. "Zehn bis 15 erotische Schnappschüsse" hat er von dem Mädchen gemacht.  Auch der Vater des Opfers räumte ein, dass ein Foto mit der entkleideten Tochter auf seiner Schulter "sexuell motiviert war". Dass der Beamte entsprechende Nacktfotos von seiner Tochter gemacht hat, will der arbeitslose Schlosser erst im Herbst 2006 erfahren haben.  

Sowohl der Tochter als auch ihrer Freundin bleibt nach den Teilgeständnissen eine Aussage vor Gericht erspart. "Sie waren dicke Freunde und haben fast täglich miteinander gespielt", berichtete die Mutter des zweiten Missbrauchsopfers. "Irgendwann wollte sie dann nicht mehr zu ihrer Freundin". Gründe dafür habe ihre Tochter nicht genannt. Die heute 13-Jährige habe nie mit ihr über die Ereignisse gesprochen. Was geschehen sein soll, habe sie erst von der Polizei erfahren. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. (eb/ddp)

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