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Prozess: Schüsse aus Hinterhalt

Der Killer schoss aus nächster Nähe und setzte sich nach Indien ab: Mehr als ein Jahr nach dem Mord an dem Millionär Friedhelm Sodenkamp auf der Fischerinsel fordert die Staatsanwaltschaft nun lebenslange Haft für Auftraggeber der Bluttat.

Der vermögende Makler Friedhelm Sodenkamp wurde kaltblütig ermordet. Es geschah auf der Fischerinsel in Mitte, als der 59-jährige Millionär am Abend des 3. November 2008 mit seinem Hund spazieren ging. Der mutmaßliche Killer schoss aus nächster Nähe und setzte sich nach Indien ab. Doch er hatte aus Sicht der Ermittler zwei Anstifter. Die Männer seien wie der Täter zu bestrafen, sagte gestern Staatsanwalt Bernhard Gierse und forderte gegen einen 32-jährigen Bauunternehmer und seinen 47-jährigen Bauleiter jeweils lebenslange Haft.

Benjamin Lu. und Vito L. hatten einen Mordauftrag vehement bestritten. „Wir wollten ihn doch nur verhauen lassen“, sagte der damalige Bauleiter im Prozess. Sie hätten Sodenkamp nur einen Denkzettel verpassen wollen. Der Ankläger hielt ihnen vor: „Sie haben erkannt und gewollt, dass jemand ins Koma geprügelt und für Monate geschäftsunfähig gemacht wird.“ Ihnen sei auch klar gewesen, dass Sodenkamp bei einem solchen Anschlag sterben könnte. Sie hätten sich damit abgefunden. „Sie spielten mit seinem Leben“, sagte der Staatsanwalt.

Es gab zwischen den Angeklagten und Sodenkamp erhebliche finanzielle Differenzen. Der Immobilienmakler hatte dafür gesorgt, dass Gelder für Sanierungsarbeiten wegen angeblicher Mängel nicht flossen. Um 1,3 Millionen Euro soll es gegangen sein. Die Existenz der Firma war bedroht. Sodenkamp soll ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann gewesen sein. „Er war ihnen überlegen“, hieß es im Plädoyer des Staatsanwalts. „Sie machten ihn für ihre Misere verantwortlich.“ Möglicherweise hätten sie den Makler auch als Geschäftskonkurrenz gesehen. Es sei von einem Motivbündel auszugehen, war Staatsanwalt Gierse nach sechsmonatigem Prozess überzeugt.

Bei dem gedungenen Killer soll es sich um den Polen Adam M. handeln. Der 41-Jährige versuchte es den Ermittlungen zufolge zunächst mit einer Armbrust. Das sei das „Lieblingswerkzeug“ von M. gewesen, zitierte der Ankläger aus der Aussage. Doch der Pfeil, der an einem Oktoberabend Friedhelm Sodenkamp töten sollte, zischte vorbei. Knapp einen Monat später lauerte der Attentäter wieder in der Dunkelheit. Der Makler hatte keine Chance. „Möglicherweise ein Täterexzess aus finanziellen Erwägungen“, erklärte ein Verteidiger bereits zu Beginn des Prozesses. Am Freitag, dem dann 24. Verhandlungstag, werden Plädoyers der Anwälte erwartet. K.G.

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