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Prozess um Nadja Auermann: Lücken im Model-Kalender

Ermittler legten ein Bewegungsprofil für Nadja Auermann an. Damit soll sie der Steuerhinterziehung überführt werden.

Der Finanzbeamte kam schwer beladen und zauberte wahrlich kein Lächeln auf das Gesicht des früheren Topmodels. Zwei Aktenkoffer rollte er als Zeuge in den Gerichtssaal. Der 46-jährige Beamte ist der Mann, der sich mit vielen Details aus dem Leben von Nadja Auermann von 1999 und 2002 befasst hat. „Ich habe ein Bewegungsprofil erstellt“, begann er am Montag seine Aussage. Gesammelt hat er alles, was irgendwie Aufenthaltsorte Auermanns belegen könnte: Flugtickets, Kontoauszüge, Rechnungen von Telefon bis hin zum Arzt, private Fotos und auch Kalender. Monaco oder doch Berlin?

Der Steuerfahnder ging Tag für Tag durch. Für vier Jahre suchte er Indizien, die für Berlin als Wohnsitz bereits ab 1999 sprechen könnten. „Wolfram in Berlin“, notierte Auermann beispielsweise für den 9. und 10. Januar 1999. Mit dem Schauspieler Wolfram Grandezka, der nun im Prozess um Steuerhinterziehung mitangeklagt ist, war sie damals verheiratet. Er arbeitete in Köln. Der Beamte kombinierte die Daten für jene Tage, schlussfolgerte: „Sie trafen sich in Berlin.“

So ging es Monat für Monat. „28. April bis 3. Juli 1999 Aufenthalt in Berlin.“ Wie er darauf kam? „Für Mai war ihr Organizer leer, Grandezka fuhr an den Wochenenden von Köln nach Berlin, für Frau Auermann gab es keine Ausgaben in Monaco.“ Und wenn das Model nun in New York war? „Das kann ich natürlich nicht sagen“, erklärte der Beamte unbeirrt. „Ich sehe nur große Lücken“, warf der Verteidiger ein.

Nadja Auermann muss sich seit zwei Wochen vor einem Amtsgericht verantworten. Steuern in Höhe von 272 498 Euro soll sie dem Fiskus vorenthalten haben. Die Anklage geht davon aus, dass sie zwischen 1999 und 2002 nicht in Monaco ihren Lebensmittelpunkt hatte, wie von ihr angegeben, sondern in einer idyllisch gelegenen Villa am See in Köpenick. Auermann bestreitet das vehement. „Ich bin unschuldig“, sagte die gebürtige Berlinerin. Nach dem Abitur war sie ins Ausland gegangen. Erst 2002 habe sie sich entschlossen, wieder nach Deutschland zu ziehen, sagte die 40-Jährige. Die Immobilie sei als Anlage gedacht, nie habe sie dort gelebt. Das Haus sei bis 2003 zudem nicht einmal bewohnbar gewesen. Von einer jahrelangen Baustelle sprachen auch mehrere Zeugen. Das Model sei selten dort aufgetaucht, berichteten Nachbarn.

Das Datenwerk des Finanzbeamten erntete immer wieder Kritik der Verteidiger. Welchen Beweiswert hat so eine Eintragung in den Kalender? Wie oft kommt es vor, dass dort Dinge erwähnt werden, die sich später gar nicht einstellen? „Er kann nur sagen, was im Organizer stand“, beendete der Richter eine der vielen Diskussionen. Am 9. Juni geht die Befragung des Finanzbeamten weiter.

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