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Prozessplädoyer: Säugling vom Balkon geworfen - Mutter soll dauerhaft in Psychiatrie

Staatsanwaltschaft und Verteidigung sprechen sich im letzten Verhandlungstag des Prozesses für eine dauerhafte Sicherungsverwahrung in einer psychiatrischen Klinik aus.

Im Verfahren gegen eine psychisch kranke Frau wegen versuchter Tötung ihres Kindes hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch die dauerhafte Unterbringung der 29-Jährigen in der Psychiatrie gefordert. Auch die Verteidigung sprach sich für eine Einweisung der Frau in eine Klinik aus. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung teilten die Meinung der Sachverständigen, wonach die unter Wahnvorstellungen leidende Mutter im April vorigen Jahres im Zustand der Schuldunfähigkeit ihre zwei Monate alte Tochter vom Balkon ihrer Schöneberger Wohnung geworfen hatte.

Das Baby hatte den Sturz aus dem dritten Stock schwer verletzt überlebt. Es war auf einem Vordach in der ersten Etage des Hauses aufgeschlagen und hatte lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten. Das Leben des Kindes konnte gerettet werden. Ärzten zufolge ist das Mädchen in seiner Entwicklung zurückgeblieben. Auch wird als Folge der massiven Gehirnverletzung eine Erblindung befürchtet. Das Kind lebt bei Pflegeeltern.

Die 29-Jährige wird bereits seit Mai in einer Klinik behandelt. Die Psychologiestudentin sei keinesfalls eine Mutter, die ihr Kind misshandle, betonte die Gutachterin. Sie bescheinigte ihr eine "gute Intelligenz" und "hohe Behandlungsbereitschaft" sowie die "seltene Fähigkeit, sich von dem Geschehen zu distanzieren". Der Tat liege eine "schwere psychotische Störung" zugrunde, wodurch die Schuldfähigkeit der Frau zur Tatzeit aufgehoben war, hieß es. In ihrer Wahnvorstellung hatte die Mutter eigenen Angaben nach geglaubt, das Kind würde "überleben und zugleich ein zu Unrecht getötetes Kind auferstehen". Sie habe auf "Geheiß einer fremden Stimme" gehandelt, äußerte sie im Prozess. Das Urteil wird nächsten Mittwoch verkündet. (ml/ddp)

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