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TÜV untersucht: Rätsel um Liftunfall im Altersheim

Am Montagnachmittag war eine 68-jährige Rollstuhlfahrerin in einem Britzer Seniorenwohnheim fünf Meter tief in einen Aufzugschacht gestürzt. Experten rätseln über die Ursache.

Die Fahrstuhltüren im ersten Stock hatten sich zwar geöffnet, jedoch war kein Lift gekommen, was die Frau zu spät bemerkte. Sie erlitt Verletzungen an Brust und Wirbelsäule. Die Aufzugbauer der Firma Schindler können sich das Unglück nicht erklären und warten die laufende Untersuchung ab. Seit gestern ermittelt der TÜV-Rheinland, warum sich die Türen geöffnet haben, obwohl keine Kabine dahinter war.

Die Spezialisten vom Landesamt für Arbeitsschutz und technische Sicherheit (LAGetSi) als zuständige Überwachungsbehörde sind ratlos. "Noch gibt es keine Erklärung dafür, normalerweise sind Aufzüge doppelt und dreifach gesichert", sagte LAGetSi-Chef Wolfgang Decker. Liftfahren sei sicherer als Autofahren, ergänzte ein TÜV-Sprecher, der Unfall sei ihm "völlig schleierhaft."

Thomas Szekeres ist Fachmann vom Referat für überwachungsbedürftige Anlagen beim LAGetSi und kann nur spekulieren, warum die Tür zum Schacht aufging. Sie hätte von Hand entriegelt worden sein können. Dazu sei jedoch ein Dreikantschlüssel nötig, den nur Fachpersonal besitzt. Entsprechende Mitarbeiter seien vor dem Unfall aber weder von Schindler noch von LAGetSi vor Ort gewesen. Ein ähnlicher Fall wie in dem Seniorenheim ist Szekeres nicht bekannt. Wenn überhaupt Unfälle passierten, dann, weil sich Leute selbst aus dem steckengebliebenen Lift befreien wollten und dabei in den Schacht stürzten - so wie eine Frau vor vier Wochen in Wilmersdorf.

Ob Absturz oder Steckenbleiben, Zwischenfälle im Aufzug gehören zu den Schreckensvorstellungen der meisten Menschen. Damit alles glatt geht und Fahrstuhlfahrer die Kabine auch im gewünschten Stock verlassen können und nicht von Servicepersonal oder Feuerwehr befreit werden müssen, gibt der Fachmann vom TÜV Verhaltenstipps. Springen im Lift sollte tabu sein. Bleibt der Aufzug mal stecken, ist Ruhe bewahren das Wichtigste. "Selbstbefreiungsversuche sind lebensgefährlich", so der Sprecher.

Stattdessen sollten die Leute über den Notrufknopf die Telefonleitstelle kontaktieren und auf den Techniker warten. Angst vorm Ersticken brauche man nicht zu haben, im Lift sei immer genügen Luft. Damit die Sicherheit der Aufzüge gewährleistet ist, müssen sie alle zwei Jahre umfangreich geprüft werden, erklärte Szekeres, einmal im Jahr müsse eine Zwischenprüfung erfolgen. Wann der Aufzug in dem Seniorenwohnheim in der Gutschmidstraße in Britz zuletzt gewartet wurde, wollte die Firma Schindler nicht mitteilen.

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