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Raser im Visier. Ein Berliner Polizist mit einem Messgerät (Archivbild).

© dpa

Raser zum Blitzermarathon in Berlin: "Abzocke" oder "sehr vernünftig"?

Profilierungsfahrer, Einsichtige und Unachtsame: Das sagen die Raser, wenn sie beim Blitzermarathon erwischt werden.

Geschwindigkeitskontrolle in der Joachim-Friedrich-Straße. Keine zwanzig Minuten vergehen am Donnerstagvormittag, bis den mit einem Lasergerät ausgestatteten Polizisten drei Raser ins Netz gegangen sind - obwohl schon seit Tagen über den Blitzermarathon berichtet wird.

Der Profilierungsfahrer. Ein schwarzer SUV ist mit 44 Stundenkilometern in der 30er-Zone unterwegs. Die getönten Scheiben und das Auftreten der Insassen spricht dafür, dass die Beamten einen der sogenannten „Profilierungsfahrer“ geschnappt hat, die beim diesjährigen zweiten europaweiten Blitzermarathon vor allem im Fokus der Berliner Polizei standen. Fahrer Mohammed nimmt die Kontrolle gelassen: „Das passiert doch jedem Mal. Wir hatten vorher im Auto sogar noch über den Marathon geredet.“

Scharfes Auge: Ein Polizist an der Ecke Damaschkestraße / Joachim-Friedrich-Straße.
Scharfes Auge: Ein Polizist an der Ecke Damaschkestraße / Joachim-Friedrich-Straße.

© Martin Pfaffenzeller

Der 28-Jährige hat keine Ahnung, wo sich die Fahrzeugpapiere befinden und telefoniert noch zweimal mit Bekannten, ehe er schließlich die 10 Euro Strafe wegen deren Fehlen akzeptiert, die sich zu den 25 für den Geschwindigkeitsübertritt gesellen. Sein Beifahrer, ein etwas älterer Mann im Jackett, sieht die Kontrolle nicht so locker: „Das ist doch richtige Abzocke. Hat die Polizei nichts besseres zu tun?“ Damit liegt er erstaunlicherweise genau auf der Linie der Berliner AfD, die den Blitzermarathon als „Drangsalieren“ bezeichnete.

Zahlen, bitte! Wer hier hineingewunken wird, war wohl zu schnell unterwegs.
Zahlen, bitte! Wer hier hineingewunken wird, war wohl zu schnell unterwegs.

© Martin Pfaffenzeller

Der Einsichtige. Als nächstes wird Reiner in die Kontrollzone geleitet. Der 71-jährige Bauingenieur war auf dem Weg von der Baustelle zum Kaffee-Trinken und zehn Stundenkilometer zu schnell. „71 und noch so schnell unterwegs. Da sollte doch die Altersruhe eingesetzt haben“, lacht der Fahrer einer grauen Limousine. Er wusste schon die ganze Woche über die Kontrollen Bescheid und findet die Maßnahme sehr vernünftig.

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Die Unachtsame. Wieder ein schwarzer SUV, nur sitzt diesmal eine 46-jährige Frau am Steuer, die ihre Namen nicht verraten will. Sie war auf dem Weg zum Sport. „Ich ärgere mich kaputt“, klagt die Fahrerin, „bei diesen Autos merkt man das gar nicht: Einmal aufs Gas getippt und schon ist man zu schnell.“ In diesem Fall waren es 40 Stundenkilometer - zehn zu viel.

Alle drei kamen relativ glimpflich davon. Ein Fahrer in Weißensee musste dagegen für einen Monat seinen Fahrerschein abgeben und 200 Euro zahlen: Er war mit 95 Stundenkilometern unterwegs. Ob er damit der schnellste Raser ist, zeigt sich erst am Freitag: Dann wird die Bilanz des diesjährigen Blitzermarathons veröffentlicht. 2015 registrierte die Polizei knapp 3674 Geschwindigkeitsverstöße.

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