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Russenmafia: Mord gehört zum Geschäft

Die Russenmafia hat in Berlin keinen Paten - doch aktiv ist sie in der Hauptstadt schon seit Jahrzehnten. Für die Ermittler der Kripo ist es häufig schwer, in das geschlossene Milieu einzudringen. Viele brutale Fälle wurden schon bekannt.

Berlin, London, New York – das sind die Zentren der Russenmafia. Doch es ist nicht leicht für die Ermittler der Abteilung „Organisierte Kriminalität“ (OK), in Berlin in die geschlossenen Strukturen der russischen Banden einzudringen. Von den Experten wird die Russenmafia in drei Klassen eingestuft. Einen Paten, der die ganze Stadt beherrscht, gebe es nicht. Erkenntnissen zufolge beschäftigt sich die „Oberklasse“ mit der Geldwäsche. Diese Täter sind häufig einflussreiche Geschäftsleute. Die zweite Ebene betreibt Menschenhandel und Prostitution und Autoschieberei. Zur unteren Liga gehört unter anderem die Autoverschiebung.

Über spektakuläre Einzelfälle kommen immer wieder einmal die Aktivitäten der russischen Mafia an die Öffentlichkeit. Zuletzt wurde im Juni die Verhaftung des mutmaßlichen Russenmafia-Chefs Michail R. (55) aus Berlin bekannt. Sie stand in Zusammenhang mit der Großrazzia in Spanien Mitte Juni. Dort waren 20 mutmaßlich führende Köpfe der international agierende Gruppe „Tambovskaja“ gefasst worden. Sie sollen kriminelle Aktivitäten wie Mord, Waffenschmuggel, Erpressung und Drogenhandel organisiert haben. In Deutschland führten die Spuren zu Michail R. Gegen ihn wurde laut Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen Urkundenfälschung, Geldwäsche und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung erlassen. Ende August war er von den Sicherheitsbehörden nach Spanien ausgeliefert worden.

Yana Z. soll tief in die Machenschaften der Russenmafia verstrickt gewesen sein

Wie brutal die Mitglieder der Banden vorgehen, zeigt auch der Fall der ermordeten Ukrainerin Yana Z. Die 33-Jährige wurde im Januar 2003 durch mehrere Kopfschüsse getötet in einem Mietwagen in Schöneberg gefunden. Wie der Tagesspiegel berichtete, sei Yana Z. nach Erkenntnissen der Ermittler tief in die kriminellen Machenschaften der Russenmafia verstrickt gewesen. Bereits zwei Monate zuvor war sie nur knapp einem Handgranatenanschlag entkommen. Doch Polizeischutz hatte sie abgelehnt.

Die Prostituierte war in mehrere spektakuläre Kriminalfälle der Vorjahre verwickelt: So hatte sie vor Gericht als Zeugin gegen den Ehemann von Stella K., ausgesagt: Diese war im Dezember 2000 bei einem Anschlag in einem Schöneberger Nagelstudio erschossen worden. Wie Yana Z. stammte auch Stella K., aus der ukrainischen Stadt Cherszon. Und es gibt eine Verbindung zu einem weiteren Mord: Denn Yana Z. soll im selben Haus gelebt haben wie die im Jahr 2001 ermordete Ukrainerin Nina G. Diese war in ihrer Wohnung mit einem Stich in den Hals getötet worden. Die Ermittler vermuteten damals, dass alle drei Frauen vom selben Täterkreis beseitigt worden waren. Zu den Hintergründen und Tatmotiven gab es damals nur wenig Anhaltspunkte für die Polizei.

Experten berichten, dass sich in der Führungsebene häufig viele Ex-KGB-Agenten befinden. Vor allem ukrainische Agenten sollen sich auf den Frauenhandel spezialisiert haben. In ihrer Heimat wird den Frauen erzählt, dass sie in Deutschland viel Geld als Putzfrau oder Dolmetscherin verdienen können – oder aber, dass sie dort heiraten können. Doch hier angekommen, werden den willigen Frauen sofort die Pässe abgenommen. Ihnen wird dann erzählt, dass ihre illegale Einreise tausende von Euro gekostet hat. Dieses Geld müssten sie abarbeiten – im Bordell.

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